Bis zu 40 Prozent überbewertet: Bundesbank sieht überhöhte Preise im Immobilienmarkt

Foto: Shutterstock

Angesichts ungebremster Nachfrage nach neuen Wohnungen sind die Immobilienumsätze in Deutschland auf ein Rekordhoch gestiegen. Im vergangenen Jahr gaben die Käufer privater und gewerblicher Immobilien nach einer Hochrechnung des Maklerverbands IVD insgesamt 353,2 Milliarden Euro aus.

Das waren 13,7 Prozentpunkte mehr als 2020 und so viel wie noch nie zuvor, wie der Verband am Montag in Berlin mitteilte. Die Bundesbank in Frankfurt sieht vermehrte Indizien für die Überbewertung von Wohnhäusern und Wohnungen in den Städten.

Die Hochrechnung des IVD beruht auf den Einnahmen der Grunderwerbsteuer. Daraus lässt sich nicht ablesen, wie viele Häuser, Wohnungen, Büros oder Lagerhallen im vergangenen Jahr verkauft wurden. Der Umsatzrekord geht zu einem beträchtlichen Teil auf die stetig gestiegenen Immobilienpreise zurück. Da der durchschnittliche Preisanstieg 2021 niedriger war als das Umsatzplus von 13,7 Prozent, geht der Maklerverband davon aus, dass in Summe mehr Immobilien verkauft wurden als 2020.

Die Bundesbank dokumentiert in ihrem Monatsbericht die Entwicklung bei Wohnungen und Wohnhäusern. Demnach erhöhten sich deren Preise nach Zahlen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken im vergangenen Jahr um 11,3 (Vorjahr: 7,5) Prozent. Berechnungen auf Basis von Angaben des Datenanbieters Bulwiengesa für 127 deutsche Städte ergaben einen Preisanstieg von sieben Prozent.

Bundesbank: 15 bis 40 Prozent über dem Preis

„Die Überbewertungen bei Wohnimmobilien nahmen zu“, schreibt die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht. „Gemäß aktuellen Schätzergebnissen lagen die Immobilienpreise in den Städten im Jahr 2021 zwischen 15 Prozent und 40 Prozent über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist.“

Die Bundesbank warnt schon seit Jahren vor Überbewertungen am Immobilienmarkt. Die starken Preissteigerungen in Deutschland und anderen europäischen Länder alarmierten zuletzt auch den EU-Risikorat ESRB. Allerdings betont die Bundesbank, dass die Einschätzung der Preise bei Wohnimmobilien derzeit mit besonders hoher Unsicherheit behaftet sei. Als einen Grund nennen die Bundesbanker die stark gestiegenen Baupreise.

Spitzenreiter im Immobiliengeschäft war laut IVD im vergangenen Jahr Berlin, wo die Umsätze um 26,4 Prozent zulegten. Am wenigsten tat sich in Bremen, dort stiegen die Immobilienumsätze lediglich um 4,2 Prozent.

Ob es eine Preisblase bei Wohneigentum in Deutschland gibt oder nicht, ist unter Fachleuten seit langem umstritten. In der Bau- und Immobilienbranche wird stets darauf verwiesen, dass in den Städten und deren Umland nach wie vor viele Wohnungen fehlen und die Nachfrage wesentlich höher ist als das Angebot. (dpa-AFX)

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments