Frauen sind Vorsorgemuffel

Bianca Kindler
Bianca Kindler, Das Finanzkontor

„Frauen oblag zwar immer, Jahrhunderte hindurch, die Verwaltung des kleinen Geldes, das sie bestens verwalteten und oft ganze Familien damit durch schwere Zeiten brachten“, erklärt Sick. „Aber Vermögensplanung, also mit Geld strategisch umzugehen, über langfristige Zeiträume, gibt es für Frauen, historisch gesehen, noch gar nicht so lange.“

Bianca Kindler, Finanzfachwirtin und Mitinhaberin der Berliner Finanzberatung Das Finanzkontor glaubt, die weibliche Scheu die eigene Altersvorsorge zu thematisieren sei gesellschaftlich gewachsen. „Manche Frauen gehen leider immer noch davon aus, dass sie irgendwie versorgt werden, also gar nichts selber machen müssen. Und selbst die, denen klar ist dass das nicht klappt, scheuen sich, das Thema Vorsorge anzugehen, weil das Thema Alter für sie nicht angenehm ist,“ meint Kindler.

Man dürfe aber ältere Frauen nicht mit dem Hinweis abspeisen, sie hätten sich nicht gekümmert. Denn schließlich sei die Versorgerehe sehr lange das Grundmodell unserer Gesellschaft gewesen. „Die Frauen, die jetzt vor der (oft geringen) Rente stehen, steckten über Jahre in einem ganz anderen System, in dem der eigenständige Umgang von Frauen mit Geld nicht gerade gefördert wurde,“ erklärt Kindler. Die Finanzberaterin, die bei Das Finanzkontor die Vorsorgeabteilung leitet, meint aber einen Wandel zu erkennen. Demnach planen heute viele junge, qualifizierte, gut informierte und einkommensstarke Frauen schon zu Beginn Ihrer Berufstätigkeit ganz selbstverständlich Ihre eigene Vorsorge.

Auch für Dr. Mechthild Upgang, von der gleichnamigen Dr. Upgang AG, hat das weibliche Verhalten soziokulturelle Ursachen. „Es gibt meiner Meinung nach zwei Hauptgründe dafür: zum einen verfügen Frauen nachweislich über geringere Einkommen und zum anderen wirken jahrhundertlange Traditionen, nach denen die Frau für die Haushaltskasse und der Mann für das „große Geld“ zuständig ist, nach,“ so Upgang.

Ein geringeres Einkommen führe zum einen dazu, dass Frauen vorsichtiger mit dem Geld umgingen, um das Wenige zu erhalten. Und ein sehr geringes Einkommen könne dazu führen, dass die Frauen schon resigniert hätten, was die Aussichten auf ein später auskömmliches Leben betrifft, und gar nichts mehr sparen. (jb)

Fotos: Frau & Geld; Das Finanzkontor; Shutterstock

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