„Frauen sind als Kunden sehr anspruchsvoll“

Mechthild Upgang
Mechthild Upgang, Dr. Upgang AG

Wenn das Vermögen steigt, steigt auch der Hang zum Risiko, unabhängig davon, ob Frau oder Mann, so das Ergebnis der Studie. Durchschnittlich verdienen Frauen demnach 10.000 Euro weniger als Männer und verfügen über ein Vermögen, das durchschnittlich 20.000 Euro geringer ist.

Die Verpflichtung der Versicherer zu Unisex-Tarifen zum 21. Dezember 2012 wird von fast allen Expertinnen positiv beurteilt. Die Einführung der geschlechtsunabhängigen Tarife sei überfällig. Das Geschlecht dürfe nicht als Risikofaktor klassifiziert werden. Daher seien die unterschiedlichen Beiträge unfair und willkürlich.

„Wo will man denn mit solchen Gruppentarifen anfangen – und wo aufhören?“ argumentiert Fachfrau Hintze. „Kann man differenzieren zwischen nichtrauchenden Männern mit Vorliebe für Schweinebraten, schlanken Frauen, die mit dem Mountainbike durch die Alpen brettern, mollig-entspannten Vegetariern und durchtrainierten, aber gestressten Managern?“

Der Sinn einer Versicherung liege eben darin, in der Gemeinschaft Risiken abzufangen und vorzusorgen, so Hintze weiter. Beraterin Mechthild Upgang, Dr. Upgang AG,  verweist auf den Gleichheitsgrundsatz, der in der gesetzlichen Versicherung schon immer gilt. Bei den Riester-Renten habe man sich an diese Tarife auch schnell gewöhnt.

„Es ist ungeheuerlich, dass Frauen, die ohnehin 25 Prozent weniger für gleiche Arbeit kriegen, auch noch die Altersvorsorge der Männer sponsern müssen“, bringt Susanne Kazemieh, Inhaberin der Hamburger Beratungsfirma Frauen Finanz Gruppe ihr Unverständnis gegenüber der bisherigen Tarifungleichheit zum Ausdruck.

Aber nicht alle Beraterinnen schließen sich dieser Meinung an. Adelheid Marscheider, selbständige Maklerin und einziges weibliches Vorstamdsmitglied im Verband deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM), kritisiert, dass die Unisex-Tarife nicht angemessen die Risikostrukturen wie beispielsweise die geschlechtsspezifische Lebenserwartung, widerspiegeln.

Das sieht Honorarberaterin Stefanie Kühn, Inhaberin der Private Finanzplanung Kühn in Grafing bei München, ähnlich. Es sei legitim, dass spezielle Risiken eingepreist werden. So befürworte sie beispielsweise auch Nichtrauchertarife. „Da ich als Frau nun mal statistisch länger lebe, bin ich auch bereit, dass meine Rente bei einer privaten Police geringer ausfällt. Das muss doch ein Mann nicht für mich zahlen“, erläutert Kühn. (jb)

Fotos: Shutterstock; DVAG; Svea Kuschel & Kolleginnen; Dr. Upgang AG

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