Nachhaltige Beratung: Mit Geld die Welt verbessern

Nicht zuletzt seit der letzten Finanzkrise hat der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland deutlich zugelegt. Zwar liegt laut Marktbericht für nachhaltige Geldanlagen, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) jährlich veröffentlicht, der Anteil der nachhaltigen Anlagen am Gesamtmarkt in Deutschland 2012 lediglich bei knapp über einem Prozent, wächst jedoch seit Jahren kontinuierlich.

Das Volumen des nachhaltigen Anlagemarkts (Kunden- und Eigenanlagen, Mandate sowie Investmentfonds) ist zwischen 2011 und 2012 um mehr als zehn Milliarden Euro auf 73,3 Milliarden Euro angewachsen. Der Teilmarkt der nachhaltigen Investmentfonds und Mandate hat laut FNG-Marktbericht mit Ausnahme des Krisenjahres 2008 seit 2005 kontinuierlich Zuwächse zu verzeichnen.

Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate zwischen 2005 und 2012 beträgt demnach knapp 27 Prozent. Wie das FNG resümiert, hat der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland 2012 einen historischen Höchststand erreicht. Auch wenn das Volumen relativ zum Gesamtmarkt nach wie vor gering ausfalle, sei der Positivtrend unübersehbar.

Quelle: Forum Nachhaltige Anlagen

Die für den Marktbericht befragten Marktakteure gehen unisono von einem weiteren deutlichen Wachstum aus. Der wichtigste Treiber für das weitere Wachstum des nachhaltigen Anlagemarktes werde voraussichtlich auch weiterhin die Nachfrage institutioneller Investoren sein. Aber auch die privaten Anleger messen nachhaltigen Aspekten bei der Geldanlage eine immer größere Bedeutung bei.

Laut der Erhebung „Vermögensbarometer 2013“ des deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) haben 38 Prozent der Haushalte in der Bundesrepublik bei ihren Finanzentscheidungen bereits Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Besonders ausgeprägt sei diese Präferenz in der Gruppe der jungen Berufstätigen zwischen 30 und 40 Jahren (48 Prozent). Auch viele derjenigen, die Nachhaltigkeitsprinzipien bislang noch nicht folgen, stehen dem Thema demnach offen gegenüber.

Von ihnen plant laut DSGV annähernd die Hälfte (42 Prozent), derartige Kriterien in Zukunft anzuwenden. Nur 19 Prozent aller Befragten fühlen sich in der Selbsteinschätzung „umfassend“ über die Möglichkeiten der Verbindung von Geldanlage und Nachhaltigkeit informiert. Knapp die Hälfte wisse „einiges“ zu diesem Thema, während 34 Prozent einräumen, sich „wenig“ oder „gar nicht“ auszukennen. Insgesamt möchten 31 Prozent aller Verbraucher von ihrem Finanzberater auf nachhaltige Geldanlagen angesprochen werden.

Steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten

„Ich bemerke allgemein ein erhöhtes Interesse an und ein stärkeres Bedürfnis nach nachhaltigen Finanzen. Auch die Finanzkrise sowie die in den letzten Jahren passierten Umweltkatastrophen machen die Menschen noch sensibler und damit neugieriger auf nachhaltige Alternativen und Lösungen“, bestätigt der Makler und Fachberater für Finanzdienstleistungen sowie Nachhaltiges Investment Cordt Würdemann die Ergebnisse der Umfrage. Der Berliner Diplom-Kaufmann ist seit 2010 in der nachhaltigen Finanzberatung tätig.

Damit gehört er zu einer in Deutschland seltenen Spezies. Denn obwohl die Nachfrage der Verbraucher kontinuierlich zunimmt, ist das Angebot an nachhaltiger Finanzberatung in Deutschland bisher recht überschaubar. Nachhaltige Banken haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren. Mit rund 300.000 Kunden sind die nachhaltigen Institute im Vergleich zu Branchenriesen zwar immer noch Zwerge. Aber allein der Marktführer GLS aus Bochum hat im Jahr 2012 27.000 neue Kunden gewinnen können – ein Plus von 23 Prozent.

Die Wettbewerber Umwelt-, Ethik- und Triodos-Bank verzeichneten zeitgleich zweistellige Wachstumsraten. Auch die einzige Missionsbank in Europa, die in Sankt Augustin ansässige Steyler Bank, wendet das Konzept der Nachhaltigkeit bei der Geldanlage und Beratung ihrer Kunden an. Sie konnte zwischen 2002 und 2012 die Anzahl der Konten annähernd und ihre Bilanzsumme mehr als verdoppeln. Das Angebot an selbständigen Anlageberatern, die sich auf nachhaltige Finanzprodukte spezialisiert haben, ist indes noch klein. (jb)

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Cash.-Ausgabe 03/2014.

Foto: Guido Schiefer

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