Nach der aktuellen Entwicklung und dem ersten Brexit-Schock stellt sich nun die Frage, ob es noch einmal neue Impulse für die Kreditnachfrage der Unternehmen geben könnte oder ob das Jahr tatsächlich eher in Stagnation zu Ende geht. Zu diesem Zusammenhang haben wir einen Kreditexperten des Portals Sofortkredite-24.com befragt:
- Können die Banken den Unternehmen noch mehr entgegenkommen?
Die Zinsen befinden sich aufgrund der EZB-Zinspolitik bereits auf einem sehr niedrigen Niveau. Hier dürfte kaum noch Spielraum vorhanden sein. In einer Umfrage des ifo-Institutes vom August 2016 gaben zudem lediglich 14,6 Prozent der befragten Unternehmen an, aktuell Probleme mit der Beantragung von Investitionskrediten zu haben. Dieser Wert zeigt an, dass es nach wie vor kaum Schwierigkeiten gibt, als Unternehmen einen Kredit zu erhalten. Somit lässt sich festhalten:
- Die Banken bieten bereits ein Kreditumfeld mit sehr günstigen Konditionen
- Die Hürden für Unternehmenskredite liegen niedrig
Fazit: Weitergehende Impulse für die Nachfrage nach Unternehmenskrediten sind von den Banken aktuell nicht zu erwarten.
- Haben die Unternehmen den Brexit-Schock überwunden?
Die erste Schockwelle ist sicherlich überstanden. Dies zeigt sich auch an robusten Konjunkturdaten und so deutlich positiven Geschäftserwartungen wie seit Anfang 2014 nicht mehr. Doch gerade für die exportorientierten Unternehmen bleibt ein gewisses Risiko, so dass Investitionen zurückgestellt werden. Immerhin gehört Großbritannien zu den wichtigsten Absatzmärkten deutscher Exportunternehmen.
Fazit: Auch wenn der erste Schock durch die Entscheidung zum Brexit überwunden scheint, dürfte in Zukunft viel davon abhängen, wie die Verhandlungen in diesem Bereich ablaufen. Für 2016 sind hier allerdings kaum noch entscheidende Impulse zu erwarten.
- Wie lassen sich die guten Geschäftserwartungen und die stagnierende Kreditnachfrage erklären?
Es scheint in der Tat ein kleiner Widerspruch zu sein, dass sich das Geschäftsklima in Deutschland stark aufhellt und die Kreditnachfrage eher auf einem niedrigen Niveau verharrt. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Unternehmensinvestitionen in den ersten beiden Quartalen 2016 durchaus zugelegt haben. Dass die Kreditaufnahme der Firmen davon bisher eher weniger profitiert, liegt an verschiedenen Ursachen:
- Hohe Eigenkapitalquote: Der KfW-Mittelstandspanel weist für das Jahr 2015 eine sehr gute Eigenkapitalausstattung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland aus. So lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote bei 29,7 Prozent. Zudem haben die Unternehmen bereits 2015 den Eigenmittelanteil an der Investitionsfinanzierung um vier Prozentpunkte auf 53 Prozent aufgestockt. Es wird tendenziell also mehr auf Eigenmittel als auf Kredite gesetzt.
- Niedrige Zinsen: Paradoxerweise sorgen die niedrigen Zinsen dafür, dass größere Unternehmen sich auch anderweitig nötiges Kapital beschaffen können. So lassen sich aktuell Unternehmensanleihen zu sehr günstigen Konditionen emittieren. Diese Option steht zwar Kleinunternehmen nicht zur Verfügung, sorgt aber in der Gesamtbetrachtung dafür, dass ein geringeres Kreditvolumen nachgefragt wird.
Abschließend lässt sich festhalten, dass bei der Investitionsneigung jedoch nach wie vor Luft nach oben ist. Es bleibt abzuwarten, wie die Unternehmen auf die beginnenden Brexit-Verhandlungen reagieren und ob sie reibungslos ablaufen.
