Honorarberatung: Im Schatten der Provision

Das Meinungsspektrum reicht vom glühenden Verehrer bis zum absoluten Gegner – Honorarberatung bewegt die Gemüter immer wieder. Eine Bestandsaufnahme darüber, was sich in den letzten Monaten getan hat.

Text: Katja Schuld

Landauf, landab wurden im letzten Jahr Unmengen an Studien in Auftrag gegeben, um das Potenzial der Honorarberatung auszuloten. Die Debatten darüber beginnen häufig damit, wie das Berufsbild des Honorarberaters überhaupt definiert werden soll und enden damit, dass der Kunde offenbar nicht bereit ist, für eine solche Beratung zu zahlen. Im Rahmen der „Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen“ des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BMELV) und der Forderung nach mehr Schutz für Anleger wurden die teils kontroversen Diskussionen zusätzlich befeuert.

Hoffnung auf baldige Regelungen keimte bei den Befürwortern der Honorarberatung auf, als das Aigner-Ministerium nach Gesprächen mit Experten ein Thesenpapier veröffentlichte und dafür eintrat, dass zur besseren Unterscheidung und Verlässlichkeit ein Berufsbild des Honorarberaters beziehungsweise unabhängigen Finanzberaters geschaffen und rechtlich verankert werden müsse. Weiter hieß es, dass es für den Verbraucher im Beratungsgespräch erkennbar sein solle, mit wem er es zu tun hat: entweder mit einem Vermittler, der vom Verkauf von Finanzprodukten profitiert oder mit einem unabhängigen Berater, der von der Beratungsleistung, also dem Honorar, seinen Lebensunterhalt bestreitet und der Finanzprodukte entweder überhaupt nicht verkauft oder daran nichts verdient.

Doch die Mühlen der Politik mahlen langsam. Zu viele Projekte laufen parallel, zu viele Personen und andere Ministerien mischen bei der Thematik rund um Verbraucherfinanzen zusätzlich mit. So scheint es nicht verwunderlich, dass bis dato, zumindest nach außen, kein Fortschritt zu erkennen ist. Auch wenn in europäischen Nachbarländern die Provisionen abgeschafft wurden, wie in Skandinavien, oder schrittweise geplant sind, wie in Großbritannien, ist auf dem deutschen Markt eine kurzfristige Abschaffung von Provisionen sehr unwahrscheinlich.

Dabei kann es nicht nur an fehlenden gesetzlichen Regelungen liegen, dass sich das Modell nicht durchsetzt. Häufig wird darauf verwiesen, dass Honorarberatung zu viel koste, dass es sich für den Kunden nicht rechne und nur für Vermögende in Betracht zu ziehen wäre. Das Für und Wider wurde bereits umfassend von Medien und Experten erörtert. Fakt ist, dass beispielsweise einer im November erschienenen Studie der European Business School, Oestrich-Winkel, zufolge, 72 Prozent der Kunden weniger als 100 Euro pro Stunde für eine Honorarberatung zahlen wollen.

Lesen Sie auf Seite 2, welche Ausbildung Honorarberater mitbringen müssen

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