Islamic Finance: Zwischen Koran und Kostolany

Die Altersvorsorge von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland lässt häufig zu wünschen übrig. Cash. hat recherchiert, welches Potenzial für Berater besteht, welche Anlagemöglichkeiten es gibt und welche Chancen Islamic Finance hat.

Text: Katja Schuld

Asalamu ‘alaikum“ steht zur Begrüßung in großen Lettern auf einem Plakat hinter dem Schreibtisch von Taoufik Bouhmidi. Auf dem Bücherregal stehen Koran und Kostolany nebeneinander. Unweit vom Frankfurter Bankenviertel berät der Gründer der Finanzberatung für Muslime und Freunde (FMF), seine Kunden.

Sie kommen zu Bouhmidi, weil er zu den wenigen Anbietern in Deutschland gehört, die Finanzberatung im Einklang mit dem Koran anbieten – das heißt, er offeriert Produkte, die nicht mit dem im Islam geltenden Zinsverbot kollidieren. Sein Geschäftsmodell ist bereits ausgezeichnet worden: Der Versicherungskaufmann und Absolvent eines Studiums am Londoner Institut of Islamic Banking and Insurance ist einer der Träger des hessischen Gründerpreises 2010 in der Kategorie „Innovative Geschäftsidee“.

Bouhmidi, dessen Familie aus Marokko stammt, gehört zu den circa 20 Prozent in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund – das sind rund 16 Millionen der knapp 82 Millionen Einwohner, die insgesamt in Deutschland leben. Dazu gehören nach der Definition des Statistischen Bundesamtes Personen, die zum einen nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen sind, zum anderen alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland Geborenen mit zumindest einem zugezogenen oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.

Auch sie müssen sich aufgrund der prekären Situation in der gesetzlichen Rentenversicherung um eine private Altersvorsorge kümmern. So haben 86 Prozent der im Rahmen einer im November 2010 veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) befragten 1.007 türkischstämmigen Migranten Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung.

Zwei Drittel gehen indes davon aus, dass dies nicht zur Erhaltung des Lebensstandards im Alter reichen wird und zusätzliche Vorsorge notwendig ist. Damit sei das Problembewusstsein trotz jüngerem Durchschnittsalter höher als bei Deutschen, die Kenntnisse über alle Formen der Altersvorsorge seien jedoch geringer, stellt das DIA fest.

Seite 2: Welche Anlageformen Migranten bevorzugen

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