Nachhaltige Geldanlagen: Wo bleibt die qualifizierte Beratung?

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das grüne Investment als ein Thema, für das umfassende Kenntnisse gefragt sind – Halbwissen ist nicht ausreichend. Allein die Palette der als nachhaltig titulierten Anlageprodukte ist in den vergangenen Jahren derart gewachsen, dass es für Laien schwer ist, Produkte zu identifizieren, die auch tatsächlich grün sind.

Investition muss Sinn haben

Cash. hat deshalb Finanzberater zu ihrer Einschätzung befragt, die teilweise schon lange Jahre zu diesen Anlagen beraten und darauf spezialisiert sind. An das Berliner Unternehmen Umweltfinanz, einem seit 1997 auf dem Markt agierenden reinen Endkundenvertrieb ohne Untervermittler, wenden sich Kunden, „die sich für grüne Anlagen wirklich interessieren und nicht aus einer Laune heraus dafür entscheiden“, wie Vorstand Jörg Henning Frank berichtet. „Die Kunden wollen genau wissen, was mit ihrem Geld passiert und ihre Wertvorstellungen abgedeckt wissen“, erläutert er das Anspruchsprofil seiner Klientel.

Beim Bamberger Finanzvertrieb Mehrwert, der Ende 2010 startete, sind die Motive der Kunden ähnlich gelagert, aber natürlich auch nicht frei von Gewinninteresse. „Neben einer guten Rendite fragen sie nach dem Sinn ihrer Investition für die Menschen, für die Gesellschaft und für unsere Zukunft“, sagt Geschäftsführer Gottfried Baer, seit 1995 in der Branche tätig und zertifizierter Fachberater für nachhaltige Geldanlagen. Es kämen aktuell aber auch Kunden, die von der Energiewende in Deutschland profitieren und deshalb in Zukunftstechnologien anlegen wollen.

Doch wie berät man Klienten zu grünen Investments richtig und nachhaltig? Zunächst werden die Kunden, genauso wie bei der herkömmlichen Beratung, zu ihren verschiedenen Zielen und Erwartungen befragt, zudem zu Risikobereitschaft oder Renditeerwartung.

„Darüber hinaus ist es wichtig, dass man den Kunden erklären kann, was nachhaltige Geldanlagen sind und welchen ökologischen und sozialen Mehrwert sie leisten können“, sagt Finanzplanerin Upgang, die neben ihrer Beratungstätigkeit auch Vorstandsfrau des Bundesverbandes unabhängiger Finanzdienstleisterinnen ist. Viele verbänden mit nachhaltigen Anlagen immer noch lediglich erneuerbare Energien und seien manchmal skeptisch, da sie diese Ausrichtung zu einseitig finden.

Genaues Hinsehen wichtig

Daher müsse erklärt werden, dass das Anlageuniversum in diesem Bereich viel größer ist. „Sinnvoll ist es zudem, aufzeigen zu können, dass nachhaltige Anlagen keine schlechteren Renditen mit sich bringen als konventionelle“, sagt die promovierte Agrarökonomin.

„Investitionen in Unternehmen, die sich ethisch, sozial und/oder ökologisch vorbildlich verhalten, werden in aller Regel langfristig mehr Erträge erwirtschaften, weil sie in Hinblick auf Umweltauflagen oder Energiekosten, um nur zwei Beispiele zu nennen, zukunftsorientiert aufgestellt sind“, ergänzt Mehrwert-Geschäftsführer Baer. Auch die Investitionen in Zukunftstechnologien wie Umwelttechnik, Elektromobilität oder erneuerbare Energien würden im Schnitt langfristig mehr Erfolg aufweisen als Anlagen in konventionelle Technologien.

Seite 4: Wie der Berater den richtigen Anbieter erkennt

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