Votum fordert mehr Vergütungsflexibilität

Der Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V. (Votum) spricht sich für eine Versachlichung der Debatte um die Begrenzung der Provisionen bei Lebensversicherungen aus. Der Verband warnt vor den Folgen regulativer Eingriffe.

Lüder Mehren, Votum: „Ein Produktverkauf über gebundene Vermittler ist etwas anders als ein umfassendes Finanzgutachten eines Finanzberaters.“ 

„Nach der ersten Aufregung über die bekannt gewordenen Gedankenspiele der Versicherungsbranche muss die Diskussion nun versachlicht werden“, so Votum-Vorstand Lüder Mehren. Die Votum-Mitglieder fordern, statt Pauschalierungen mehr Flexibilität in der Vergütung zu ermöglichen.

„Einheitspreise ignorieren die Vielfalt des Geschäftes. Ein Produktverkauf über gebundene Vermittler ist etwas anders als ein umfassendes Finanzgutachten eines Finanzberaters. Und Beratung im Kollektivgeschäft hat wiederum andere Anforderungen und Aufwandstreiber“, erklärt Mehren.

Flexibilität bei der Vergütung auch auf Produktebene

Mehr statt weniger Flexibilität ist aus Sicht des Votum-Verbandes auch der Schlüssel, um die Interessen der Kunden in der aktuellen Niedrigzinsphase zu wahren und die Bandbreite der Vorsorgeprodukte für den Kunden zu erhalten. „Gerade jetzt brauchen wir Kalkulationsfreiheit ohne einzelne Kostengrößen davon auszunehmen“, fordert Mehren.

Es sei durchaus akzeptabel, wenn ein Garantieprodukt weniger Beratungsaufwand und damit -kosten tragen kann als ein komplexes Fondsprodukt. „Entscheidend für die Auswahl muss aber immer der Bedarf des Kunden sein. Das bedeutet, dass wir tatsächlich mehr Flexibilität bei der Vergütung brauchen als weniger“, betont der Votum-Vorstand.

Kein staatlicher Eingriff ins Vergütungssystem

Der Verband verweist zur Flexibilität der Vergütungsmodelle auch auf die Regulierungspraxis der EU. Die deutschen Regelungen, die hart zwischen Honorarberatung und Provision unterscheiden, seien auf EU-Ebene so nicht vorgesehen. „Der Gesetzgeber ist damit über das Ziel hinausgeschossen und schnürt die Handlungsfreiheit der Vermittler unnötig ein“, meint Votum-Geschäftsführer Martin Klein.

„Ein Beratungsangebot mit hoher Qualität und laufendem Service muss auch für den Vermittler wirtschaftlich sein“, plädiert Klein für eine breitere Sichtweise. „Seit Jahren steigen die Bürokratiekosten und der formale Aufwand bei einer Finanzberatung. Wer hier eingreift, muss wissen, dass damit die wirtschaftliche Grundlage einer flächendeckenden Beratung für alle zerstört wird“, so Klein weiter.

Staatliche Eingriffe in die Vergütungssysteme hätten in Großbritannien und skandinavischen Staaten zu einem deutlichen Rückgang der privaten Vorsorge geführt. Nur die ohnehin gut Betuchten können sich qualifizierte Beratung noch leisten.

 Appell an Staat, Produktanbieter und Verbraucher

Aus Sicht des Votum-Verbandes muss sichergestellt werden, dass die wesentlichen Eckpunkte für die Sicherung einer adäquaten Vorsorge nicht in der Diskussion über Kosten untergehen. Die Votum-Mitglieder richten deshalb einen Appell an Staat, Produktanbieter und Verbraucher:

1. Staatliche Regulierungspolitik darf das Ziel, eine starke private Vorsorge aufzubauen, nicht aus den Augen verlieren. Zur Gewährleistung eines Höchstmaßes an Verbraucherschutz muss das alternative Beratungsangebot freier Vermittler erhalten werden. Dabei dürfen die wirtschaft-lichen Grundlagen für die umfassende Beratung zu komplexen Finanzfragen nicht außer Acht gelassen werden. Dazu gehören auch mögliche Mischmodelle in der Vergütung zwischen Honorar und Provision.

2. Die Erhaltung eines breiten Angebots- und Beratungsspektrums für die Kunden ist auch im Interesse der Produktanbieter. Dabei muss sichergestellt werden, dass auch die Beratungsleistung zu klassischen Garantieprodukten, die für viele Verbraucher ein wesentlicher Vorsorgebaustein ist, möglich bleibt. Die Lebensversicherer sollen deshalb die Vermittler in ihrer Beratungstätigkeit unterstützen und gemeinsam mit ihnen flexible Lösungen für eine qualifizierte Kundenberatung erarbeiten.

3. Jeder Verbraucher braucht ein Gesamtkonzept für seine Finanz- und Vorsorgeplanung, das regelmäßig überprüft wird. Als zentraler Baustein der Lebensgestaltung darf diese Frage nicht hinter alltäglichen Fragen zurücktreten. Die Votum-Mitglieder wollen, dass der Zugang zu dieser Beratung für alle Verbraucher möglich bleibt. (jb)

Foto: Votum

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