„Fintechs sind keine Bedrohung“

Lang: Es gibt natürlich Produkte, die man problemlos über das Internet vertreiben kann, wie etwa Haftpflicht oder Hausrat. Aber alles, was komplexer wird, funktioniert über diesen Vertriebskanal nicht. Wir als Branchenkenner wissen das, die Fintechs werden das noch lernen müssen. Professionelle Beratung lässt sich nicht vollkommen digitalisieren, der Berater wird daher nie überflüssig sein. Er bietet den Kunden mit seinem Know-how und seinem Netzwerk weitaus mehr als die beste App bieten könnte.

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Martin Steinmeyer, Netfonds: Das, was bei den Fintechs funktioniert, schauen wir uns ab und machen es besser. Unsere Stärke sind unsere bewährten, robusten Geschäftsmodelle und dass wir das Investitionskapital haben, um neue technische Prozesse in das laufende Geschäft aufzunehmen. Davon profi tieren dann wiederum die Makler.

Ortwin Spies, Degenia Versicherungsdienst: Momentan wird viel Geld in Fintechs investiert – man spricht aktuell von rund 800 Millionen Dollar für ca. 20.000 Makleraufträge –, aber ob sich das tatsächlich rentiert, steht auf einem anderen Blatt. Einige der Unternehmen wollen meiner Ansicht nach gar keine Versicherungen verkaufen oder damit Geld verdienen, sondern nur über die Bestände verfügen.

Um Versicherungen oder Finanzanlagen zu vertreiben, fehlt den meisten auch das Know-how. Das Angebot eines digitalen Versicherungsordners bietet ihnen aber die Möglichkeit, relativ günstig an alle relevanten Kundendaten zu kommen. Ich habe noch keine Bilanz eines Fintechs gelesen, bin mir aber sicher, dass sie auf Jahre hinaus Verluste schreiben werden. Irgendwann verkaufen sie dann ihr Unternehmen, das wegen der Bestandsdaten einen gewissen Wert besitzt.

In der Bankenbranche ist die Zusammenarbeit mit Fintechs schon gang und gäbe. Auch einige Versicherer und Pools sind schon Kooperationen mit den jungen Unternehmen eingegangen. Wie stehen Sie dem gegenüber?

Lang: Wenn das Geschäftsmodell des Fintechs geeignet ist, Makler oder Pools zu unterstützen, sind Kooperationen zwischen Fintech und Pools durchaus legitim. Zum Beispiel sind wir als Pools heute im Bereich Festgeld und Tagesgeld in der Regel nicht lieferfähig. Wenn der Makler hier durch ein Fintech seinen Kunden eine Lösung bieten und damit sein Geschäftsfeld erweitern kann, sind wir einer Kooperation nicht abgeneigt. So hat die BCA jetzt mit „weltsparen.de“ ein Fintech angebunden, das unseren Maklerpartnern Fest-, Tages- und so genanntes Flexgeld zur Vermittlung zur Verfügung stellt.

Vor jeder Neuanbindung prüfen wir allerdings sehr gründlich, ob dahinter wirklich ein Prozessergänzer oder Dienstleister steht, der unseren Maklern Nutzen und Mehrwert verschafft, oder aber ein digitaler Beständepirat. Klar ist, dass wir Fintechs sehr kritisch gegenüber und ihnen nicht als Produkt- und Kundenlieferant zur Verfügung stehen. Wir wollen uns nicht die Konkurrenz ins eigene Haus holen, sondern Kooperationspartner für Dienstleistungen, die wir nicht oder noch nicht selbst schaffen können.

Seite drei: „Viele Geschäftsmodelle der Fintechs sind nicht tragbar

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