Honorarberatung: IDD-Entwurf ist kein Elfmeter, aber ein Freistoß

Warum nur 80 Prozent ist nicht ganz nachvollziehbar. Trotzdem wird deutlich gezeigt, wie lange ein Kunde nach Vertragsabschluss über den herkömmlichen Provisionsvertrieb die Abschlusskosten abstottert, bevor der Vermögensaufbau beginnt. Ein Honorar-Versicherungsberater hat auf Grundlage dieser Regelung durchaus einen Geschäftsvorteil. Der Kunde kann sich nämlich sein Honorar leisten, weil die Mehrbelastung aus Versicherungsprämie und Honorar entfällt.

Verpflichtung zu Nettotarifen wäre wünschenswert

Klar, Politik ist die Kunst des Machbaren. Aus meiner und deshalb Sicht des VDH wäre die Verpflichtung, künftig nur noch Nettotarife anzubieten, besser und für Verbraucher optimal gewesen. Aber das ist bis dato (noch) nicht durchsetzbar. Besagte 80 Prozent der Abschlusskosten eingezahlt auf ein Prämienkonto sind somit besser als nichts.

Für Versicherer ist es unter Umständen betriebswirtschaftlich sinnvoller Honorartarife aufzulegen, als den Aufwand für die Gutschriften und Belastungen von Provisionen auf den Prämienkonten des Versicherungsnehmers in Kauf zu nehmen. Kein Wort im Referentenentwurf habe ich übrigens zum Thema Bestandsprovisionen gelesen. Bekanntlich können diese sich bei langen Vertragslaufzeiten auf mehrere Tausend Euro summieren.

Nachbesserungsbedarf beim Thema Honorarvermittlung

Naturgemäß Geld, das allein dem Verbraucher und somit dem Versicherungskunden zusteht und ihm am Ende fehlt. Nachgearbeitet werden muss auch beim aus meiner Sicht brisanten Thema „Honorarvermittlung„. Diese ist nichts anderes als Etikettenschwindel und weitgehend identisch mit dem Provisionsvertrieb. Und letztlich ist diese Honorarvermittlung auch eine respektlose Verbraucherverdummung.

Aber wie gesagt, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Jetzt gilt es die Interessen der Honorarberater intensiv zu vertreten. Geduld und auch eine gewisse Bescheidenheit nützen, insbesondere im politischen Raum, viel mehr als Kritik mit Schaum vor dem Mund, noch dazu wenn die immer gleichen Märchen wiederholt werden.

Dieter Rauch ist Geschäftsführer des Verbund Deutscher Honorarberater GmbH.

Foto: Cash. / Shutterstock

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