„Die politische Entwicklung in Deutschland beunruhigt mich“

Cash.-Interview mit Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Plansecur Unternehmensgruppe, über ethische Grundsätze in der Kundenberatung, nachhaltiges Investieren in Zeiten von „Fridays for Future“ und das Ergebnis der AfW-Sonntagsfrage.

Johannes Sczepan

„Wir wollen im neuen Jahrzehnt stärker als je zuvor den Fokus auf ethische Werte in allen Aspekten unseres Denkens und Handelns legen“, haben Sie kürzlich in einer Pressemitteilung angekündigt. Was heißt das konkret?

Sczepan: Plansecur steht seit der Gründung 1986 in der Tradition der christlichen Ethik. Daran hat sich bis heute nichts geändert, aber wir meinen, dass es heute wichtiger als in früheren Zeiten ist, diesen Aspekt herauszustellen. Daher werden wir unsere Beratungskonzepte und unsere Angebote immer wieder unter dem Aspekt der Ethik und auch der Nachhaltigkeit hinterfragen und gegebenenfalls anpassen. In einer Zeit, in der immer weniger sicher erscheint, sollen sich unsere Berater und Kunden weiterhin darauf verlassen können, dass unsere Beratung auf einem ethischen Wertefundament erfolgt.

Auch immer mehr Anleger legen Wert darauf, ihr Geld ethisch und ökologisch einwandfrei zu investieren. Ist das nur ein kurzfristiger Trend in Zeiten von „Fridays for Future“ oder eine dauerhafte Entwicklung?

Sczepan: Beides. Unsere Berater erleben es in der täglichen Praxis, dass Kunden sehr konkret auf nachhaltige Aspekte bei der Geldanlage achten. Dieser Bedarf ist also unmittelbar gegeben und kommt unserem Beratungsansatz natürlich sehr entgegen. Sicherlich wird diese Nachfrage momentan auch von aktuellen Trends getrieben, die künftig von anderen Entwicklungen überlagert werden. Aber ich gehe fest davon aus, dass eine nachhaltige Finanzstrategie künftig langfristig durch ethisch und ökologisch vertretbare Investments geprägt sein wird. Das hängt einfach damit zusammen, dass Unternehmen und Fondsanbieter, die diesen Aspekt ignorieren, im Durchschnitt langfristig wahrscheinlich eine weniger gute Entwicklung hinlegen werden. Das ist eine außerordentlich positive Entwicklung, die längst überfällig war, aber nunmehr Gott sei Dank eingetreten und ich meine auch ein langfristiger Trend ist.

Auch Investmentprodukte schmücken sich gerne mit einem ethisch-ökologischen Label. Ist das nicht zu häufig Etikettenschwindel, also „Greenwashing“?

Sczepan: Da haben Sie leider völlig Recht. Daher ist es unsere Aufgabe – und die nehmen wir auch sehr ernst – dafür Sorge zu tragen, dass alle Finanzprodukte, die wir anbieten, tatsächlich unseren hohen ethischen und auch ökologischen Ansprüchen genügen. Wir wollen, dass sich unsere Kunden darauf verlassen können, nur von uns geprüfte und freigegebene Produkte angeboten zu bekommen. Diese Auswahl ist ein fortlaufender Prozess und erfordert Prüfungen und viele Gespräche mit unseren Produktpartnern. Das Ergebnis davon ist unser eigener Versicherungs- und Fondskompass. Doch das sind wir unseren Kunden schuldig, denn das unterscheidet uns ja gerade von anderen Marktteilnehmern. Wird es immer wieder auch schwarze Schafe in der Branche geben? Wahrscheinlich ja, das ist in unserem Markt wohl nicht anders als in vielen anderen Branchen auch.

Die Plansecur-Stiftung unterstützt unter anderem das Engagement für Geflüchtete und Migranten. Beunruhigt es Sie vor diesem Hintergrund, dass laut jüngstem AfW-Vermittlerbarometer 14 Prozent der Vermittler ihre Stimme der rechtspopulistischen AfD geben würden?

Sczepan: Ich bitte um Verständnis, dass wir grundsätzlich keine parteipolitischen Stellungnahmen abgeben. Davon möchte ich keine Ausnahme machen, egal, für und gegen welche Partei. Ob mich die politische Entwicklung in Deutschland beunruhigt? Natürlich, weil sie für jedermann beunruhigend sein sollte. Wenn ich im Übrigen ihre Zahl von 14 Prozent nehme, dann bedeutet das ja auch, dass sich über alle Vermittler hinweg 86 Prozent für eine andere Partei entscheiden – das ist doch eine satte Mehrheit und daher im Grunde eine sehr gute Nachricht. Wir und ich persönlich orientieren uns an der christlichen Nächstenliebe. Die Vorstellung von einer Welt ohne Empathie für andere Menschen finde ich erschreckend. Und ich weiß, dass das auch für unsere Berater und Mitarbeiter gilt.

Die Fragen stellte Kim Brodtmann, Cash. 

Das vollständige Interview lesen Sie in der kommenden Cash.-Ausgabe (4/2020), die am 19. März 2020 erscheint. 

Foto: Andreas Dahlmeier 

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