Jost Kobusch: „Das meiste Geld geht in mein Humankapital“

Foto: Daniel Hug
Jost Kobusch

Cash. sprach mit dem Extrembergsteiger Jost Kobusch über seine Erfahrungen und Strategien bei der Kapitalanlage.

Herr Kobusch, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?

Kobusch: Ich denke, zuerst habe ich in mein Humankapital investiert. Ich habe mit Anfang 20 meine erste 8.000er-Expedition gemacht, das war eine große Geldanlage. Für mich war klar, dass ich gerne größere Expeditionen machen und höhere Berge besteigen wollte, deswegen habe ich mein ganzes Geld in diese 8.000er-Expedition investiert – auch mit dem Gedanken, dass ich dadurch in der Lage sein würde, später mehr mit Sponsoren zu arbeiten. Das hat sich ausgezahlt, denn jetzt kann ich das Bergsteigen als Profi finanzieren.

Worin investieren Sie heute und warum?

Kobusch: Ganz viel von meinem Cashflow reinvestiere ich in meine Expeditionen, denn die sind meine Leidenschaft und gleichzeitig auch mein Job. Dahin geht das meiste Geld – also weiterhin in mein Humankapital. Ich habe aber auch viel in Immobilien investiert, die ich mit Fremdkapital finanzieren konnte. So konnte ich eine Altersvorsorge aufbauen, die wenig Kapital gebraucht hat.

Wie wichtig ist der Faktor Nachhaltigkeit für Sie beim Investieren?

Kobusch: Nachhaltigkeit ist tatsächlich ein Faktor für mich. Gerade bei Immobilien stehen ja Modernisierungen in diesem Bereich an, ich möchte zum Beispiel auf einem meiner Objekte eine Solaranlage installieren. Ich beschäftige mich auch im Alpinismus sehr aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, deswegen gibt es da natürlich Überschneidungen und Berührungspunkte. Häufig ist es ja auch so, dass nachhaltige Entscheidungen gleichzeitig auch gut fürs Investment sind.

Reinhold Messner hat im Cash.-Interview erzählt, dass er für die Finanzierung seiner Expeditionen ein eigenes System entwickelt hatte: Wenn eine erfolgreiche Expedition hinter ihm lag, hat er sie in Form von Büchern und Vorträgen ausgewertet und sich damit die finanzielle Basis für die nächste Expedition geschaffen. Ist das auch Ihr Geschäftsmodell?

Kobusch: Bücher sind zwar nach wie vor ein Thema, aber vermutlich hat Reinhold Messner früher viel bessere Buch-Deals abschließen können, da gab es noch eine viel größere Nachfrage. Zu Messners Zeiten lag auch noch mehr Geld im Sponsoring. Heute macht man viel im Social-Media-Bereich. Da ist es prinzipiell wichtig, dass man präsent ist und Zeit darin investiert, ohne dass man direkt dafür bezahlt wird. Als Profi konkurriere ich jetzt auch mit Leuten, die einfach nur auf Instagram unterwegs sind und dort vielleicht sogar mehr Follower haben als ich. Auf Social Media haben zwar alle die gleichen Chancen, dadurch ist es aber für alle auch schwieriger geworden.

Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.

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