Cash.-Hitliste der Initiatoren: Platzhirsche müssen weichen

Auch wenn die Initiatorenschaft landauf und landab ihr Vertrauen in die Schifffahrt betont, rechnet doch über die Hälfte der Produktanbieter damit, dass sich das Marktsegment zumindest im laufenden Jahr noch nach unten entwickeln wird. Immerhin geht ein gutes Drittel der von Cash. exklusiv befragten Emissionshäuser davon aus, dass die Schiffe in 2010 auf dem gleichen Niveau vor sich hindümpeln werden wie im vergangenen Jahr.  Doch nicht nur den Initiatoren macht der Einbruch zu schaffen, auch dem Vertrieb fehlen die Einnahmen der traditionell am höchsten verprovisionierten Schiffsbeteiligungen in der Kasse.

Die entstandene Lücke vermag das Marktsegment allerdings nicht zu schließen, das im Jahr 2009 einen wahren Siegeszug feiern konnte: Fonds, die in erneuerbare Energien investieren. Trotz der vergleichsweise kleinen Durchschnittsvolumina der einzelnen Beteiligungsangebote legte das Investitionsvolumen der früher häufig als Öko-Fonds verspotteten Offerten binnen Jahresfrist um satte 174 Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Euro zu.

Den Löwenanteil an dieser Entwicklung tragen Beteiligungsangebote, die Fotovoltaikanlagen finanzieren. Aufgrund der staatlich garantierten Einspeisevergütung in den Investitionsländern, ihrer Unabhängigkeit von der Konjunktur und dem positiven Image standen sie bei den Anlegern hoch im Kurs. So katapultierte sich das erst im Jahr 2008 gegründete Emissionshaus White Owl Capital mit einem platzierten Eigenkapital von 100 Millionen Euro und einem geplanten Investitionsvolumen von 320 Millionen Euro auf Platz sieben der diesjährigen Initiatoren-Hitliste.

Unter den Anbietern von Fotovoltaik-Offerten finden sich neben Häusern mit junger Emissionshistorie, die ausschließlich Solarfonds auflegen, auch etablierte Marktteilnehmer, die ihre Produktpalette erweitern: So sind HCI Capital, Real I.S., Nordcapital und Commerz Real, Düsseldorf/Wiesbaden, in dieses Marktsegment eingestiegen.

Zu dem beliebtesten Investitionsziel der deutschen Emissionshäuser zählte bisher das sonnige Spanien, wo zum Ende des Jahres 2008 mit gut 2.600 MWp (Megawatt Peak) rund 44 Prozent der weltweiten Solarenergieleistung installiert war. Durch Sonnenenergie erzeugter Strom wird innerhalb Europas beispielsweise auch in Italien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Tschechien und Bulgarien gefördert. Aufgrund der angespannten Haushaltslage in Griechenland haben die Initiatoren KGAL und die Düsseldorfer Voigt & Collegen ihre geplanten Engagements dort kurzerhand abgesagt.

Befürchtet wurde nicht nur, dass die griechische Regierung ihre Zusage nicht einhalten kann, für die kommenden 20 Jahre die Einspeisevergütung bezahlen zu können, sondern dass die marode Finanzsituation des südeuropäischen Landes abschreckende Wirkung auf die Zeichnungsbereitschaft der Anleger haben könnte. Während die KGAL-Konzeptionäre andere Zielmärkte prüfen möchten, haben die Rheinländer für ihr mit geplanten 127 Millionen Euro ungewöhnlich großvolumiges Beteiligungsangebot SolEs 22 im fortgeschrittenen Konzeptionsstadium Griechenland durch Frankreich ausgetauscht.

Offenbar sind auch die Emissionshäuser davon überzeugt, dass es auch im laufenden Jahr mit der Branche aufwärts geht, unabhängig davon, ob sie eine solche Offerte im Angebot haben oder nicht. Knapp 85 Prozent der von Cash. befragten Initiatoren rechnet damit, dass das Platzierungsvolumen dieser Produkte in 2010 steigen wird.

Ebenfalls einen deutlichen Anstieg ihres Investitionsvolumens um mehr als 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten in 2009 die Immobilienfonds, die in Objekte auf heimischen Grund und Boden investieren. Knapp 2,2 Milliarden Euro wollen deren Initiatoren mit Hilfe des Anlegerkapitals investieren und erklimmen damit nicht nur einen Marktanteil von rund 21 Prozent  sondern auch das Siegertreppchen.

Die Immobilie gilt als Sachwertinvestition par excellence und bietet Inflationsschutz bei indexierten Mietverträgen. Wohnimmobilienofferten der unterschiedlichsten Couleur zählten zu den Produkttrends des Jahres und haben dem Marktsegment einen zusätzlichen Schub gegeben. Blind-Pool-Konzepte mit (denkmalgeschützten) Bestandsobjekten oder Projektentwicklungen waren ebenso darunter wie klassisch strukturierte Fonds mit einem oder mehreren Objekten.

Etablierte Häuser wie König & Cie., Hamburg Trust und HCI Capital zählten zu den Emittenten aber auch neu gegründete Emissionshäuser. Für Aufsehen sorgte die Offerte der Deutsche-Bank-Tochter DWS Acces, die 120 Millionen Euro in Wohnimmobilien investieren will. Und auch das rennomierte Maklerunternehmen Engel und Völkers hat eigens einen Ableger gegründet, der in hiesigen Metropolregionen nach geeigneten Objekten sucht.

Bei den Auslandsimmobilienfonds sank das Investitionsvolumen im Vergleichzeitraum dagegen zwar um ein gutes Drittel, reicht aber mit einem von Cash.-Research ermittelten Wert von 2,1 Milliarden Euro aber für den zweiten Platz der Investitionssegmente. Insbesondere Core-Immobilien, die langfristig an eine staatliche Einrichtung vermietet sind, wurden von den Anlegern besonders gerne gezeichnet, vornehmlich dann, wenn sie ohne Fremdkapital auskamen. Die Privatinvestoren hegen dadurch die Hoffnung, dass sich die Einnahmesituation der Fondsgesellschaft über die geplante Laufzeit hinweg stabil genug entwickelt, um die prognostizierten Ausschüttungen auch auszahlen zu können.

Flugzeugfonds-Hype hat sich normalisiert

Der Hype um die Flugzeugfonds, über den sich der eine oder andere Branchenteilnehmer im ersten Halbjahr 2008 freuen durfte, ist im vergangenen Jahr auf Normalmaß zurückgegangen: Mit einem Investitionsvolumen von 932 Millionen Euro trauten sich die Initiatoren zwar 36 Prozent weniger zu als im Vorjahr, platzierten aber dennoch anständig.

Das gilt insbesondere für Offerten, die in das größte Passagierflugzeug der Welt, den Airbus A380, investieren, der in den vergangenen beiden Jahren offensichtlich wenig von seiner Faszination eingebüßt hat. Zügig ließen sich auch Fonds mit Kurzstreckenfliegern an den Anleger bringen, wie sie KGAL oder HEH anbieten, während Frachtflieger trotz guter Ertragsaussichten vergleichsweise lange brauchen, um das notwendige Eigenkapital einzusammeln.

Einen Platzierungsrückgang um 60 Prozent gegenüber 2008 müssen hingegen die Private-Equity-Initiatoren verkraften, wie Cashl ermittelt hat. Die Abweichung zu den Ergebnissen des VGF ist hier am größten, da der Initiator HMW sein Ergebnis von immerhin 100 Millionen Euro der Redaktion, nicht aber dem Verband gemeldet hat. Gut 26 Millionen Euro mehr konnte Wettbewerber RWB aus Oberhaching einsammeln. Mit einer schnellen Erholung der Wagniskapitalbranche ist allerdings nach der Mehrheit der Marktteilnehmer in 2010 noch nicht zu rechnen, so die Cash.-Umfrage.

In Richtung Bedeutungslosigkeit entwickelt sich der Markt für Fonds, die in gebrauchte Lebensversicherungspolicen der USA, Großbritannien und Deutschland investieren, so dass Cash. wie angekündigt, erstmals darauf verzichtet hat, die Entwicklung der Branche einzeln aufzuführen. Konnten die Anbieter dieser Fonds im Jahr 2008 noch knapp 359 Millionen Euro bei den Anlegern einsammeln, waren es in 2009 lediglich 103 Millionen Euro. Ein Debakel. Trotz der Verwerfungen im Markt wollen 61,6 Prozent der Initiatoren den eingeschlagenen Weg hinsichtlich der angebotenen Produktpalette im Jahr 2010 weitergehen. Lediglich 20,6 Prozent der von Cash. befragten Emissionshäuser gaben an, sie um andere Assetklassen erweitern zu wollen.

Vertriebsprovisionen stehen in Art und Höhe auf dem Prüfstand

Demgegenüber wird so mancher Produktanbieter seine Vertriebsstrategie auf den Prüfstand stellen. Wie der VGF ermittelt hat, ist der Platzierungserfolg über die Banken binnen Jahresfrist in ungefähr dem  gleichen  Maße gestiegen, wie er bei freien Vermittlern abgenommen hat. Die institutionellen Vertriebspartner platzierten im Jahr 2009 knapp 52 Prozent des Eigenkapitals (2008: 49 Prozent), während der Marktanteil der freien Vertriebe im gleichen Zeitraum von 31,7 auf 28,5 Prozent zurückging.

Um knapp fünf Prozentpunkte gestiegen sind demgegenüber die Fondsanteile, die die Emissionshäuser direkt absetzen konnten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass mehr als 55 Prozent der von Cashl befragten Initiatoren davon ausgehen, dass sich Modelle mit geringer Einmalprovision und laufender Bestandsprovision durchsetzen werden. Nach der Entwicklung der Vertriebsvergütungen ihrer Höhe nach befragt, rechnet eine leichte Mehrheit der Emissionshäuser (51,9 Prozent) damit, dass die Provisionen im laufenden Jahr gleich bleiben. 44,2 Prozent gehen demgegenüber davon aus, dass  die Vertriebsprovisionen im Jahr 2010 fallen werden.

Und mit welchen Erwartungen sind die Produktanbieter insgesamt in das Jahr 2010 gestartet? (af)

Die Antwort sowie eine ausführliche Analyse der Branchenzahlen, der Cash.-Umfragen und der Entwicklung aller Marktsegmente lesen Sie im Cash.-Special geschlossene Fonds, das ab 4. März 2010 im Handel erhältlich ist.

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