„Hirndoping“ – Bessere Leistung per Pille?

 

Ein Student in Trier berichtet, er sei im Oktober schon vor dem Start des Semesters von einer Gruppe angesprochen worden, ob er Ritalin haben wolle – für die Zeit der Prüfungen. Es sei offensichtlich nicht schwer, es zu besorgen – über Bekannte, die das Medikament verschrieben bekämen, oder über das Internet, erzählt er. Und ein Gymnasiast erzählt, er wisse genau, wie er an das Medikament kommen könne. „Bei uns an der Schule nehmen es mehrere.“

Ritalin für die Prüfungszeit

Eine Schulsozialarbeiterin einer anderen Schule in Trier meint: „Dass Kinder hier Medikamente zur Leistungssteigerung nehmen, habe ich noch nicht mitbekommen. Aber das heißt nicht, dass es nicht stattfindet.“ Das Thema sei „mit viel Scham“ besetzt. Laut Experte Franke griffen auch viele zu Koffeintabletten oder vor allem Energy-Drinks.

Riskantes „Hirndoping“

Wer „Hirndoping“ macht, riskiert erhebliche Nebenwirkungen. Nach Angaben der Krankenkasse DAK können missbräuchlich eingesetzte Medikamente zu Persönlichkeitsveränderungen, Abhängigkeiten oder auch zum Verlust der Leistungsfähigkeit führen.

Am Arbeitsplatz griffen schon Zehntausende Rheinland-Pfälzer wegen Stress und Leistungsdruck regelmäßig zu Dopingmitteln und betrieben „Hirndoping“. Der Trend sei in der Arbeitswelt seit 2008 erkennbar, sagt der Sprecher der DAK in Mainz. Verbreitet seien Betablocker, Antidepressiva, Wachmacher und ADHS-Pillen – für mehr Leistung oder für eine bessere Stimmung.

Morgens Amphetamine, abends Cannabis

Bei der Suchtberatung „Die Tür“ in Trier ist Ritalin kein Thema. „Es läuft nicht unter der Schublade Sucht“, sagt Leiter Andreas Stamm. Ein größeres Problem sei der Konsum von Amphetaminen wie Pep oder Speed.

Die würden von Konsumenten vor der Arbeit zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit genommen – und machten „sehr abhängig“. Ein häufiges Muster bei Abhängigen sei zudem, dass sie abends etwas bräuchten, um „runterzukommen“ – zum Beispiel Cannabis. „Also morgens einen Upper und abends einen Downer.“

 

Seite 3: Optimierungswahn

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