Solarfonds: (Noch) des Anlegers liebstes Kind

Der Düsseldorfer Initiator Voigt & Collegen ist der erste deutsche Solarfondsanbieter, der den Markt unserer westlichen Nachbarn erschließen möchte. Dessen jüngstes Beteiligungsangebot SolEs 22 sieht vor, das geplante Zielvolumen von 127 Millionen Euro in spanische, italienische und französische Solarparks zu investieren. Statt Pioniergeist zu beweisen, wollten die Düsseldorfer ursprünglich in Griechenland investieren. Allerdings lässt die desolate Haushaltslage des Landes berechtigte Zweifel aufkommen, dass die griechische Regierung oder die dortigen Netzbetreiber ihre Zusagen bezüglich Dauer und Höhe der Einspeisevergütungssätze wird einhalten können.

Griechenland ist derzeit tabu

Zudem steht zu befürchten, dass die marode Wirtschaftssituation in dem südeuropäischen Land abschreckende Wirkung auf die Zeichnungsbereitschaft der Anleger haben wird. Der Grünwalder Initiator KGAL hatte im Oktober 2009 mit der Blind-Pool-Offerte Infra Class Energie 5 (ICE 5) einen Fotovoltaikfonds auf den Markt gebracht, der Solarparks in Griechenland, Spanien und Italien finanzieren wollte, konzentriert sich derzeit auf die beiden zuletzt genannten Märkte.

Klaus Wolf, KGAL
Klaus Wolf, KGAL

„Obwohl die KGAL derzeit als Projektentwickler unter anderem in Griechenland tätig ist, werden wir im Interesse der Anleger unseres Beteiligungsangebotes ICE 5 bis zur Beruhigung der Lage weder Projekte aus der eigenen Entwicklungspipeline noch der anderer Anbieter in Griechenland erwerben“, sagt Dr. Klaus Wolf, Mitglied der Geschäftsführung der KGAL.

Erhebliche Probleme kommen auf die zahlreichen Anbieter von Fotovoltaik-Offerten zu, die in Solaranlagen auf heimischen Grund und Boden investieren wollen und deren Anlagen noch nicht ans Netz angeschlossen sind. Deutschland ist mit einer installierten Leistung von 9.000 MWp europaweit Primus in Sachen Sonnenstrom.

Verunsicherung in Deutschland

Allein im Jahr 2009 kam ein Anteil von 3.000 MW hinzu und auch dieser Fleiß wird der hiesigen Solarindustrie nun zum Verhängnis. Nach langem Ringen hat sich die schwarz-gelbe Regierungskoalition am 26. Februar darauf geeinigt, die Vergütungssätze für Anlagen an oder auf Gebäuden um 16 Prozent und für Parks auf Freiflächen um 15 Prozent zu senken. Derzeit werden 31,94 Cent für jede eingespeiste Kilowattstunde durch Sonne erzeugten Stroms bezahlt.

Fotovoltaikanlagen, die auf sogenannten Konversionsflächen wie Mülldeponien oder ehemaligen Militärgeländen errichtet wurden, sollen elf Prozent niedrigere Zuschüsse erhalten. Die Höhe der Kürzungen fiel damit zwar moderater aus als noch im Januar angedacht und soll zudem für Anlagen gelten, die ab dem 1. Juli 2010 in Betrieb genommen werden, allerdings sollen Parks, die auf Ackerflächen errichtet werden, danach gar nicht mehr gefördert werden. Dadurch soll eine Konkurrenz zum Lebensmittelanbau vermieden und stattdessen freie Flächen an Autobahnen und Bahnlinien genutzt werden. Bereits zum Jahreswechsel war die Förderung um neun Prozent gesenkt worden.

Nach Auffassung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen sei die Absenkung der Einspeisevergütung nicht nur angemessen und notwendig, sondern zudem Ausdruck des Erfolgs des schnellen Wachstums der Solarenergie, die auf eine Übersubventionierung nicht angewiesen sei, die zu wirtschaftlichen Fehlanreizen geführt hätte. Die Subvention diene der Markteinführung und nicht der Existenzsicherung von Unternehmen.

„Wir wollen keine Traumrenditen garantieren“, sagte Röttgen vor laufenden Kameras und dürfte dabei neben den Anlagenherstellern auch die Anbieter von Solarfonds im Sinn gehabt haben.

Zumindest Letztere haben im vergangenen Jahr von einem Verfall der Marktpreise von Modulen und Installationskosten um 30 Prozent profitiert. Für das Jahr 2010 rechnen Solarexperten mit einem weiteren Preisrückgang zwischen zehn und 15 Prozent. Auch aus diesem Grund will der Bundesumweltminister zusätzlich an der Degressionsschraube drehen, wenn es die Marktentwicklung hergibt. Sollte der Zubau der Anlagen zwischen 2.500 MW und 3.500 MW liegen, würde die Degression wie im Erneuerbare- Energien-Gesetz festgelegt bei neun Prozent liegen. Wird diese Grenze überschritten, erhöht sie sich in 1.000 MW-Schritten für das Jahr 2011 um zwei Prozentpunkte und für das Jahr 2012 um drei Prozentpunkte.

Seite 4: Solar-Industrie warnt Bundesregierung

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