Energetische Qualität von Neubauten und Sanierungen lässt zu wünschen übrig

„Dabei ist es ganz entscheidend für die Berechnungen, wie eine Immobilie genutzt werden soll. Ist beispielsweise der Keller als Wohn- und Arbeitsbereich vorgesehen, dann muss er auch gedämmt und konsequent beheizt werden. Dient er dagegen nur als Abstellraum, muss er gegenüber den beheizten Wohnbereichen thermisch abgeschottet werden“, erläutert der Bauherrenberater. Und weiter: „Energieeinsparung, wie wir sie heute betreiben, ist echtes „Feintuning“. Damit das alles optimal funktioniere müssten die zukünftigen Bewohner wissen, wo ihre Dämmungen verlaufen, welche Räume sie heizen, welche Türen sie geschlossen halten müssen – und vor allem auch, wie sie richtig lüften müssen. Ein modernes Haus brauche eine regelrechte Gebrauchsanweisung. Bei der Sanierung lauern im Übrigen ähnliche Probleme“, beobachtet Kellhammer Weil bei diesen Baumaßnahmen aber in der Regel individuell geplant werde, ließen sie sich von erfahrenen Planern leichter umschiffen.

Ein anderes Problem beobachten wollen Kellhammer und Kollegen im Alltag auf der Baustelle beobachtet haben: „Die energetischen Sanierungsmaßnahmen amortisieren sich viel langsamer, als ihnen von regierungsnahen Organisationen immer wieder vorgerechnet wird.“ Dies liege zum einen daran, dass der berechnete Verbrauch nur bedingt mit dem tatsächlichen vergleichbar sei und das sanierte Haus in der Realität erheblich mehr verbrauche als auf dem Papier. Zum anderen liege dies darin begründet, dass immer wieder Wirtschaftlichkeitsberechnungen publiziert würden, denen ausschließlich Häuser mit jahrzehntelangem Instandhaltungsrückstau zugrunde lägen. Diese Berechnungen gingen davon aus, dass das Haus grundlegend saniert werden müsse und dabei die Kosten für Gerüst, Putz und Malerarbeiten ohnehin anfielen. Der relative Mehraufwand für die eigentliche Dämmung fiele dann rechnerisch nur gering aus.

„Mit dieser geschönten Summe werden die Bauherren gelockt. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus“, kritisiert Kellhammer. „Kein Bauherr wohnt in einer solchen Ruine, dass der Putz von der Fassade blättert. Im Gegenteil: Die meisten Hausbesitzer pflegen ihr Heim und erhalten es. Sie brauchen keine Totalsanierung der Fassaden. Wenn sie energetisch sanieren, dann bezahlen sie also nicht nur eine Lage Dämmung, die sich amortisieren muss, sondern sie müssen auch alle dazu gehörigen Nebenkosten einkalkulieren. Das sind neben der eigentlichen Wärmedämmschicht zusätzlich noch die Kosten für das Gerüst, für Putz, Malerarbeiten, für die Anschlüsse, die neuen Fensterbänke, eventuell neue Rollladenkästen, das neuerliche Montieren von Außenlampen, das Anschließen von Geländern an Eingängen und Balkonen und etliche Details mehr“, so der Verbandsvorstand.

„Weil aber alle diese Aspekte in den Modellrechnungen nicht berücksichtigt werden, geht der sanierungswillige Hausbesitzer von völlig falschen Voraussetzungen aus und erschreckt zu Recht über die tatsächlichen Kosten“, weiß der VPB-Sachverständige und resümiert: „Das ist der Sache nicht dienlich und verärgert unnötig Menschen, die die Klimaziele eigentlich umsetzen und alles richtig machen möchten.“ Der VPB plädiert deshalb für realistische Modellrechnungen, damit Bauherren wissen, was tatsächlich an Kosten auf sie zukommt und wie lange die Amortisierung dauert. (te)

Foto: VPB

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