„Millionenstädte sind nur noch bedingt attraktiv“

An wirtschaftlich schwächeren Standorten wie Cottbus lassen sich rein rechnerisch aufgrund der niedrigen Kaufpreise hohe Bruttomietrenditen erzielen. Ist dies eine Option für Privatanleger?

Gros: Wer Erfahrungen mit Immobilieninvestments hat, kann sich auf die Gelegenheiten in schwächeren Standorten einlassen, muss sich aber des höheren Risikos bewusst sein. Was prozentual gut klingt, ist kein Garant für anhaltend positive Erträge.

Die deutlich niedrigeren Mieten in Städten wie Cottbus, Chemnitz, Duisburg oder Wuppertal lassen zum Beispiel Instandhaltungs- oder Sanierungsmaßnahmen stärker ins Gewicht fallen als in Städten mit höherem Mietniveau.

Auch das bereits erwähnte, höhere Leerstandsrisiko macht schwächere Standorte zu einem Investment für erfahrene Anleger.

Wie wird sich der deutsche Wohnimmobilienmarkt nach Ihrer Einschätzung in den kommenden ein bis zwei Jahren weiterentwickeln?

Gros: Die Rallye der letzten Jahre wird sich noch einige Zeit fortsetzen, solange die Zinsen auf dem jetzigen Tief verharren. Diese Situation trägt dabei das Risiko in sich, dass ein verändertes Zinsumfeld starken und plötzlichen Einfluss auf die Preise nehmen kann.

Die unregelmäßigen Neubauzahlen sowie die allgemein guten wirtschaftlichen Aussichten lassen aber vermuten, dass die Preise auch weiterhin steigen – nicht zuletzt auch wegen der hohen Attraktivität Deutschlands für ausländische Investoren.

Besonders in den Millionenstädten werden wir in den kommenden Jahren Preiszuwächse beobachten, wenngleich in geringerem Maß. Aber auch kleinere Städte mit guten wirtschaftlichen Aussichten werden sich positiv entwickeln, allen voran Frankfurt am Main, das höchstwahrscheinlich vom Brexit profitieren wird.

Wie sich hingegen die Renditen entwickeln, ist unsicher. Die Mieten werden eher nicht so schnell wachsen wie die Bau- und Kaufpreise. Hier hat die Politik einiges an Hausaufgaben zu machen, um die Interessen von Mietern, selbstnutzenden Eigentümern und Vermietern zusammenzubringen.

Und ob sich Investoren mit Bruttorenditen von zwei, drei oder vier Prozent zufriedengeben, wenn es wieder Alternativen gibt, ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor für den Gesamtmarkt.

Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.Special Rendite+ 2/2017.

Interview: Barbara Kösling

Foto: Immowelt

 

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