„Politik verschärft den Wohnraummangel“

Große Teile Deutschlands haben jedoch ganz andere Probleme als überhöhte Mieten und eine zu hohe Nachfrage. Dort wird nach wie vor eher über Abriss gesprochen oder diskutiert, wie man Immobilien mit 40 Prozent Leerstand überhaupt noch bewirtschaften kann.

Die Politik nimmt anscheinend nur die Probleme in ihrem direkten Umfeld wahr. Das ist ein klassisches „Elfenbeinturm-Eliten-Handeln“. Machtpolitischer Aktivismus, der einem nur sehr träge reagierenden Markt nicht hilft.

Zielkonflikte

Die letzten vier Jahre haben zudem gezeigt, dass bezahlbarer Wohnraum in Konflikt mit anderen politischen Zielen steht – und dabei oft den Kürzeren zieht. Die Energiewende beispielsweise hat tiefgreifende und vor allem teure Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft.

In der letzten Legislaturperiode wurden die energetischen Anforderungen an Neu- und Bestandsbauten in Form von EnEV 2014 und EnEV 2016 gleich zweimal verschärft. Gesichtspunkte der Wirtschaftlichkeit werden beim Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand eher vernachlässigt: Allein durch die EnEV 2016 steigen die Baukosten um rund sieben Prozent. Ein zusätzlicher Mietpreistreiber – und für Privatanleger noch ein Argument mehr gegen den Wohnungsbau.

Wahlkampf lässt kontraproduktiven Aktionismus erwarten

Nachdem die Große Koalition wenig Positives gebracht hat, können Eigentümer im September 2017 wieder ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen. Schon jetzt positionieren sich die ersten Parteien mit Forderungen, die leider weiteren, eher kontraproduktiven Aktionismus erwarten lassen.

Oliver Moll ist Geschäftsführer und Inhaber der Hamburger Moll & Moll Zinshaus GmbH. Er leitet zudem die Professional Group „Residential“ der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) in Deutschland.

Foto: Moll & Moll GmbH

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