Europas Innenstädte wappnen sich für den Wandel

Die prosperierenden Innenstädte dürften in der Regel diejenigen sein, die das Einkaufen zu einem Erlebnis machen, indem sie Einkaufs- und Freizeitaktivitäten kombinieren. Da Verbraucher bei der Art und Häufigkeit ihrer Einkäufe immer selektiver werden, müssen erfolgreiche Einkaufsmeilen Orte sein, an denen die Menschen gern ihre Zeit verbringen. Das physische Geschäft ist nicht mehr nur ein Vertriebskanal, sondern eine Plattform für Entdeckungen, Engagement, Erfahrung und Interaktion. Düsseldorf ist ein Beispiel für eine begehrte innerstädtische Einkaufsmeile, der die wohlhabende lokale Bevölkerung und damit internationale Luxusmarken anzieht. In Kopenhagen schafft die längste Fußgängerzone der Welt einen einzigartigen Ort für soziale und kulturelle Aktivitäten.

Tourismuszahlen

Ein Zustrom von Touristen kann das Konsumniveau in einer Stadt erhöhen. Da sich das typische Konsumverhalten von Touristen kaum ins Onlinegeschäft bewegen wird, dürften Städte, die von hohen Besucherzahlen und Ausgaben profitieren, attraktiver wirken als viele andere. So fühlen sich viele Touristen beispielsweise von Barcelonas reicher Kultur, fabelhafter Architektur und erstklassiger Gastronomie- und Nachtlebensszene angezogen. Folglich tragen ausländische Verbraucher bis zu 80 Prozent zum gesamten Einzelhandelsumsatz in der Innenstadt bei. Berlin ist eine weitere Stadt, die viele Besucher anzieht. Internationale Touristen haben dort 2017 fast drei Milliarden Euro ausgegeben.

Stabilität gegenüber E-Commerce

Obwohl Geschmack, Vorlieben und Bräuche eine Rolle bei der Erfolgsbeurteilung für den Internet-Einzelhandel spielen, können sie sich schnell ändern. Doch um schnell zu wachsen, erfordert der E-Commerce auch eine geeignete Infrastruktur. Die Internetdurchdringung muss hoch sein, geeignete Logistikmöglichkeiten verfügbar und lokale Postdienste zuverlässig sein. Während in den meisten nordeuropäischen Ländern eine solche Infrastruktur existiert, ist dies in Südeuropa nicht immer der Fall. In Spanien sind die E-Commerce-Raten sehr niedrig und die stationären Geschäfte bleiben die bevorzugte Einkaufsart der Verbraucher. In Madrid vereinen sich die große Bevölkerungszahl aus den Einzugsgebieten mit den beeindruckenden Tourismusausgaben zu Barrieren für den E-Commerce und machen es aus unserer Sicht zu einem robusten Standort für Einzelhandelsimmobilien.

Da die Bedrohung durch E-Commerce jedoch wächst, sollten innerstädtische Einkaufslagen, die sowohl über skalierbare als auch wohlhabende, wachsende Einzugsgebiete verfügen, gut abschneiden. Wir bevorzugen Städte, die attraktive Touristen- und Freizeitziele sind. Ein hohes Tourismusniveau ist besonders attraktiv, da es klare Indikatoren dafür gibt, dass die Menschen ihre Zeit auf den Einkaufsmeilen verbringen. Wir erwarten eine anhaltende Polarisierung im Einzelhandel: Top-Standorte gedeihen, während die Randgebiete zunehmend durch E-Commerce ersetzt werden.

Autor Chris Urwin ist Director of Research, Real Assets bei Aviva Investors.

Foto: Aviva Investors, Shutterstock

 

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments