Studentenwohnung: Veränderter Exzellenz-Status vieler Hochschulen verändert die Nachfrage

Dort wo die Wirtschaft gut läuft und viele Menschen zudem wegen der Attraktivität von Kultur- und Freizeitangebot in die Stadt ziehen, ist die Konkurrenz für die Studenten bei der Wohnungssuche extrem groß. In den nur wenig gefragten Städten finden die jungen Leute die passende Bleibe sogar zu günstigen Preisen.

Internationale Studierende wählen häufig Hochschulen mit Exzellenz-Status

Im Gesamt-Scoring ergibt sich nun für Hamburg der höchste Anspannungsfaktor, obwohl München diese Position die letzten Jahre innehatte und dort die Mieten auch diesmal gestiegen sind. „Unser Scoring ermittelt nicht nur, wie angespannt die Wohnsituation aktuell ist, sondern vor allem auch, wie sich diese künftig entwickelt“, erläutert Dr. Brauckmann. Und da wird der an Hamburg im Juli verliehene Exzellenz-Status für die Universität nach und nach Wirkung zeigen.

Vor allem internationale Studierende würden sich bei der Wahl der Hochschule an solchen Auszeichnungen orientieren. „Und da in Hamburg schon jetzt kaum ein Zimmer zu bekommen ist, wird sich die zusätzliche Nachfrage, die jetzt langsam einsetzt, voll niederschlagen“, so Dr. Brauckmann. Auch die Anziehungskraft der Universität Bonn steigt künftig auf die gleiche Weise. „Was gut ist für die Attraktivität der Hochschule, verschärft in gleichem Maße das Unterbringungs-Problem.“

„Leicht wird das Finden einer passenden Bleibe dort auch nicht sein“

Das MMI konnte für die vergangenen Jahre einen erheblichen Effekt des Exzellenz-Status auf den Wohnungsmarkt beobachten. Deshalb wird auch ein gegenläufiger Einfluss durch den Verlust des Exzellenz-Status in Köln erwartet. Dort bedauert man den Verlust der Auszeichnung zwar.

Doch der Trend einer immer schwereren Wohnungssuche der Studierenden könnte in Köln etwas abgebremst werden. „Leicht wird das Finden einer passenden Bleibe dort aber auch in den kommenden Semestern nicht sein“, so Dr. Brauckmann: „Dafür sorgen andere der 23 untersuchten Faktoren.“

Dass München jetzt von Hamburg beim Scoring überholt wurde, ändert nichts daran, dass es in der bayerischen Landeshauptstadt sehr schwierig und mit 650 Euro auch am teuersten ist, einen Platz in der Wohngemeinschaft zu ergattern. Ein Ausweichen auf das Umland hilft ebenfalls kaum.

Auch in Mittelstädten ist es schwierig

Der Landkreis München weist mit 600 Euro für das WG-Zimmer bundesweit die zweithöchsten Preise auf. Eine Ursache: Garching (TU), Ismaning (Angewandtes Management) oder Oberschließheim (Tiermedizin) haben sich selbst zu größeren Uni-Standorten entwickelt, durch Auslagerungen der Münchener Hochschulen.

Schwierig, eine Bleibe zu finden ist es auch in vielen Mittelstädten. Dort steigen die Preise und Anspannungsfaktoren deutlich, etwa in Freiburg, Bonn, Erlangen, Wiesbaden, Ingolstadt, Gießen, Potsdam, Würzburg, Rosenheim, Bamberg, Bayreuth und Göttingen.

Beim neuen BAföG reicht die Wohnkosten-Pauschale nur in 36 Städten

Laut der Analyse des Moses Mendelssohn-Instituts auf Grundlage der Daten von WG-Gesucht.de stehen dem Preis-Spitzenreiter München mit 650 Euro WG-Miete die günstigsten Standorte Freiberg und Mittweida (Mittelsachsen) mit 210 Euro gegenüber.

Insgesamt gibt es laut MMI-Studie 36 Standorte mit Wohnkosten von unter 325 Euro, dem neuen, gerade zum Semester-Start erhöhten Wohnzuschlag beim BAföG. Aber 62 Städte liegen über diesem Wert. Davon sind letztlich rund 1,8 Millionen beziehungsweise 75% der Studierenden betroffen.

„WG-Zimmer sind nach geförderten Wohnheimen am preiswertesten“

Und an 22 Standorten mit 970.000 Studierenden liegen die WG-Kosten sogar bei mindestens 400 Euro. Für viele Studierende dürfte die Situation noch schwieriger sein. Denn viele Studenten zahlen auch im kommenden Semester für ihre Unterkünfte noch mehr als die über das WG-Gesucht.de-Portal ermittelten Preise für Wohngemeinschaften.

„WG-Zimmer sind nach geförderten Wohnheimen am preiswertesten. Wer aber in eine eigene Wohnung zieht, muss in allen Städten in der Regel erheblich mehr zahlen“, erläutert Annegret Mülbaier von WG-Gesucht.de.

 

Seite 3: Wo Wohnen preislich noch erschwinglich ist

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