Analysten einig: Der Goldrausch geht weiter

Gold-Fans haben weiter Grund zu feiern: Das Objekt ihrer Begierde knackt eine Rekordmarke nach der anderen. Viele Experten glauben, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.

Text: Hannes Breustedt

Gleich zweimal durfte die Schlagzeile „Gold teurer denn je“ allein in der vergangenen Woche aus der Schublade geholt werden. Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass die indische Zentralbank 200 Tonnen Goldreserven vom internationalen Währungsfonds (IWF) gekauft hat, stieg der Preis für das gelbe Metall auf den Rekordstand von 1.097,25 US-Dollar.

Im weiteren Verlauf der Woche signalisierten die westlichen Notenbanken Fed, BoE und EZB, dass ein Ende des Niedrigzinskurses noch in weiter Ferne liegt. Am Freitag sorgte dann die Hiobsbotschaft im US-Arbeitsmarktbericht, wonach die Zahl der Joblosen im Oktober mit 10,2 Prozent den höchsten Stand seit 1983 erreichte, für weiteren Auftrieb. Der Kurs kletterte zwischenzeitlich auf 1.100,90 US-Dollar.

Inflationsangst treibt Investoren ins Gold

Gold, die Krisenwährung Nummer Eins, punktet ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem sich unter den Auguren der Märkte die Einschätzung durchsetzt, dass die Talsohle des globalen Konjunkturabschwungs durchschritten ist. Wie passt das zusammen?

„Dass der Goldpreis steigt, wenn die Wirtschaftszahlen gut ausfallen, ist immer wieder zu beobachten. Denn dann erwarten die Marktteilnehmer offensichtlich, dass die immensen Geldmengen, die größtenteils im Bankenkreislauf geparkt sind, mehr und mehr in den Umlauf geraten und die Inflation anheizen werden“ – so erklärte Rohstoffexperte Werner J. Ullmann, Chef des Investmenthauses ERA Resources, das Phänomen vergangene Woche im Interview mit cash-online.

Tatsächlich bunkern die Geschäftsbanken weiterhin Unmengen von Geld bei den Zentralbanken, anstatt sie als Kredite zu vergeben. In der letzten Woche belief sich die Inanspruchnahme der Einlagefazilität bei der EZB auf 87,8 Milliarden Euro. Dort parken die Institute ihre Überschussliquidität. Dabei handelt es sich um Mittel, die mit fortschreitender wirtschaftlicher Erholung in den Geldumlauf schießen und damit – so die Befürchtung vieler Investoren – die Inflation anheizen.

US-Dollar-Schwäche alleine reicht nicht mehr als Erklärung

Für Uwe Bergold, Gesellschafter des Vermögensverwalters Global Resources Invest und Geschäftsführer der GR Asset Management, ist Gold in erster Linie ein Inflationsseismograf. „Die Ursache für die seit acht Jahren laufende Rally ist die Politik des billigen Geldes und die damit einhergehende Geldentwertung“, so der Rohstoff-Fachmann. Der aktuelle Trend scheint Bergolds Theorie zu stützen: Seit März befindet sich der US-Dollar auf Talfahrt und der Goldpreis – von vereinzelten Bounce Backs abgesehen – im Höhenflug.

Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, lässt dieses Argument für den jüngsten Anstieg allerdings nur begrenzt gelten: „Die Stärke bei Gold kann nicht mehr nur mit der Schwäche des US-Dollar begründet werden. In Euro gerechnet konnte Gold sogar noch stärker zulegen.“ Wie bullish Investoren derzeit sind, verdeutlicht die Tatsache, dass der Preis in allen wichtigen Währungen steigt.

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