Rohstoff-Fonds: Im vollen Rausch

Das soll aber nur eine Momentaufnahme gewesen sein. Mehr staatliche Goldreserven und insbesondere eine wieder steigende Schmucknachfrage aus Indien – verantwortlich für mehr als zwei Drittel des Goldverbrauchs – sollen die Nachfrage erhöhen.

Nicht weniger als 5.000 US-Dollar sieht zum Beispiel Robert McEwen in fünf Jahren auf dem Preisschild für eine Unze Gold stehen. Damit prophezeit der Konzernchef des Goldproduzenten Goldcorp mit Sieben-Milliarden-Euro Börsenwert auch seinen persönlichen Erfolg. Mehr als 80 Prozent seines Vermögens hat er nach eigenen Angaben in dem seltenen Metall angelegt.

Gold am Automaten

Soweit gehen die meisten Investoren wohl nicht, die Nachfrage ist dennoch deutlich gestiegen. Die Produktschmieden laufen deswegen schon seit dem vergangenen Sommer auf Hochtouren. Eines der skurrilsten Projekte sind Goldautomaten an Bahnhöfen und Flughäfen, an denen sich Reisende auf die Schnelle den einen oder anderen Barren ziehen können. Um dem Problem der Wechselkurse beizukommen – die meisten Rohstoff-Investments sind auf US-Dollar denomiert und büßen bei einer schwächelnden amerikanischen Währung Rendite ein – hat die Hamburger Fondsgesellschaft Hansainvest unlängst eine neue Tranche ihres Goldfonds aufgelegt.

Der Fondsanbieter der Signal-Iduna-Gruppe hat den Hansagold ab sofort auch als währungsgesicherte Variante in einer auf Euro lautenden Anteilscheinklasse im Programm. „Aufgrund der volatilen Wechselkurse kommt eine Währungsabsicherung Anlegern aktuell stark entgegen“, erklärt Hansainvest-Geschäftsführer Dr. Jörg Stotz. Eine Dollar-Abwertung bedeutet für den Euro-Anleger dann keinen Verlust mehr. Dies lassen sich die Hamburger allerdings mit einem Aufschlag von 0,45 Prozentpunkten bezahlen.

Superzyklus oder Spekulanten-Spielplatz – auch nach der Finanzkrise hat das Hauptargument für Rohstoffinvestments dank der zahlreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen rund um den Globus Bestand: Einer wachsenden Nachfrage nicht zuletzt aus China steht ein endliches Angebot gegenüber. Außerdem soll eine bald einsetzende Inflation dafür sorgen, dass Sachwerte auf Jahre reüssieren werden.

An den Gefahren hat sich allerdings ebenso wenig geändert. Spekulanten sprechen an den Börsen nach wie vor ein erhebliches Wörtchen mit. Mit volkswirtschaftlichen Konsequenzen: Die volatilen Preise verknappen die Investitionen und letztlich die Förderung von Rohstoffen weiter. Preisblasen und Lieferengpässe, die Weltwirtschaft und Fondskurse auf Talfahrt schicken können, sind damit zumindest programmiert.

Fotos: Shutterstock

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