Investmentfonds: Dossier

Fest verzinste Investments – insbesondere heimische Staatsanleihen – bieten schon seit geraumer Zeit nur noch überschaubare Zinsen, zum Teil sogar unter der Inflationsrate. Damit nicht genug, scheint in Europa das nächste Absenken des Zinsniveaus bereits beschlossene Sache zu sein.

Bereits aktuell erwarten Experten die Renditen zehnjähriger Bunds in den nächsten Monaten lediglich in einem Bereich zwischen 1,2 und 1,5 Prozent per annum. Angesichts eines Inflationsziels in der EU von zwei Prozent lassen diese Investments einen realen Vermögensverlust befürchten.

Enttäuschende Konjunkturdaten zum Jahresstart

Die Finanzmärkte rund um den Globus blicken zurzeit auf Europa. Senkt die EZB nochmals die Zinsen und wenn ja, wie hoch? Die Experten der Commerzbank etwa gehen davon aus, dass die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung den Ausschlag geben wird. Und die läuft in den Industriestaaten auf auf beiden Seiten des Atlantiks enttäuscht.

Chefvolkswirt Dr. Jörg Krämer sagt: „In Europa hat die Hoffnung auf eine Belebung im zweiten Halbjahr durch den neuerlichen Rückgang der wichtigsten Frühindikatoren einen deutlichen Dämpfer bekommen. Die EZB hatte sich alle Türen für eine Zinssenkung offen gelassen und immer wieder klargestellt, dass letztlich die Datenlage entscheiden wird. Die nun wieder wahrscheinliche Zinssenkung der EZB belastet natürlich den Euro.“ Und fördert damit den Export. Der Vorteil für Investoren: Im Gegensatz zu einem Anheben der Zinsen bleiben den Haltern von älteren Staatsanleihen damit Kursverluste erspart.

Eine Zinssenkung halten auch die Analysten des Frankfurter Bankhauses Metzler für wahrscheinlich, zweifeln aber an deren Wirksamkeit und sehen Konfliktpotenzial zwischen der EZB und  der deutschen Bundesbank: „Haben die Hoffnungen auf eine Erholung der Konjunktur in der Eurozone mit dem doch recht deutlichen Einbruch des Ifo-Index nun bereits ihren finalen Dämpfer erhalten? Es sieht fast danach aus; denn selbst die EZB scheint mit ihren Möglichkeiten, nicht nur den Kapitalmarkt zu beruhigen, sondern auch fundamental etwas zu bewegen, langsam am Ende anzukommen. Zwar wird wohl noch eine Zinssenkung folgen und unkonventionelle Maßnahmen stehen wahrscheinlich mittelfristig ebenfalls auf der Tagesordnung.“

Kreditvergabe muss wieder in Schwung kommen

Doch hätten erst jüngst die Direktoriumsmitglieder Asmussen und Coeuré das Auseinanderdriften der monetären Bedingungen im Euroraum thematisiert und zugleich betont, die Zentralbank könne daran nichts ändern: „Das Problem liegt nun darin, dass hier die einzelnen Euroländer gefragt sind, die notwendigen strukturellen Reformen durchzuführen; doch scheint es auf diesem Gebiet mehr und mehr zum Stillstand zu kommen. Zwar wird verstärkt auch aus Brüssel auf eine Abmilderung des strikten Spardiktats gedrängt, um das Generieren von Wachstum in den Vordergrund zu rücken. Doch ist der Transmissionsmechanismus weiterhin massiv gestört. Und mangelnde Kreditvergabe wird die Wachstumssaussichten in der angeschlagenen Peripherie auch weiterhin dämpfen“, so die Metzler-Experten.

Gleichzeit schwelt der Konbflikt zwischen EZB und Bundesbank. Gegenüber dem Bundesverfassungsgericht kritisiert Bundesbank-Chef Jens Weidmann die EZB-Politik der massiven Staatsanleihenkäufe. Die Risikoübernahme durch gefährde die Stabilität der Währungsunion, und sei einmal eingeführt schwer wieder abzuschaffen.

„Aktien hervorragende Alternative“

Erheblichen Risiken stehen also wenig attraktiven Zinsen gegenüber. In seiner jüngsten Kolumne für Cash. hat auch Börsenexperte Robert Halver daher klar Stellung bezogen: „Fallen wir darauf bitte nicht herein. Entkommen Sie dem Deutschen Anlage-Fatalismus von Zins- und Staatspapieren, den wir doch so verfolgen. Mit schuldenfinanzierter Konjunkturstützung bei gleichzeitig geldpolitischem Feuerschutz waren, sind und bleiben sachkapitalistische Anlageklassen wie Aktien eine hervorragende Anlagealternative.“

Der Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt rät privaten Anlegern, die bei Aktien-Investments zögern, zu einer kontinuierlichen Anlage in kleinen Portionen: „Statt sich dabei an saisonalen Mustern zu orientieren oder aber zu versuchen, den Markt zu timen – das gelingt selbst vielen Profis nicht – empfiehlt sich in einem schwankenden Aktienmarkt ein einfaches Rezept: Per Sparplan kontinuierlich investieren, am besten breit gestreut. Geht es nach oben, ist man reicher, geht es bergab, bekommt man mehr für sein Anlagegeld.“

Weitere Analysen und Lösungen der Kapitalmarktexperten von Vermögensverwaltern und Fondsgesellschaften parat haben, können unter den folgenden Links nachlesen:

 

Vontobel: Herausforderungen am Rentenmarkt

Die Halver-Kolumne: Die Fluchttüren werden geschlossen

„Zweistellige Renditen ohne große Schwankungen“

HSBC: Corporate Bonds lohnen noch

Gothaer AM: Risikobereitschaft der Deutschen auf Rekordtief

Anlagestrategie: Haltedauer wichtiger als Einstiegszeitpunkt

(mr)

 Foto: Shutterstock

 

 

 

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