Haben politische Börsen immer nur kurze Beine?

Die Alternative ist für die EU fatal. Sollte sie nichts sehen, nichts hören und nichts sagen, nicht die politische Auseinandersetzung mit der Türkei suchen, könnte sich der Eindruck bei EU-Bürgern einstellen, dass die Wertegemeinschaft abseits von feinen Sonntagsreden keine Hochkonjunktur hat. Wirtschafts- und sozialpolitisch ist die Skepsis gegenüber Europa schon groß genug. Ein Werteverfall wäre jetzt die „Krönung“. Die EU darf nie so etwas wie ein Apfel werden, der durch das Polit-Marketing nach außen zwar schön glänzt, nach innen aber moralisch wurmstichig ist.

Ansonsten wird die EU irgendwann einen hohen politischen Preis zahlen müssen. Vor jeder Parlamentswahl in einem EU-Land müsste man Angst vor extremistischen Wahlergebnissen haben. Und auf einmal haben politische Börsen keine kurzen Beine mehr. Sie wären so lang wie die von Giraffen. Und dagegen kann dann selbst die Geldpolitik keine orthopädischen Kürzungen mehr vornehmen.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

Foto: Baader Bank

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