Wassermangel eröffnet riesige Renditechancen

Christian Petter, CEO Deutschland bei BNP Paribas Investment Partners hat mit Cash. über die hohen Renditechancen bei Wasserinvestments gesprochen.

Christian Petter sieht im Wassersegment noch umfangreiche Wachstumschancen.
Christian Petter sieht im Wassersegment noch umfangreiche Wachstumschancen.

Cash.: Warum ist Wasser als „freies Gut“ überhaupt ein Investmentthema?

Petter: Wasser ist weder kostenlos noch unbegrenzt verfügbar. Der tägliche Bedarf an Trinkwasser ist hoch – für Ernährung und Hygiene, in der Landwirtschaft und in der Industrie. Die wachsende Weltbevölkerung, das gestiegene Lebensniveau in den Schwellenländern, verbunden mit westlichen Konsum- und Essgewohnheiten, sowie Dürren infolge des Klimawandels lassen die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter auseinandergehen. In Afrika geht es auch darum, mögliche Völkerwanderungen aus wasserarmen Gebieten zu verhindern. Von der Wasserversorgung und Zugang zu Wasser geht also sozialer Druck aus. Regierungen und Institutionen wissen das und wollen Maßnahmen ergreifen, doch auch für Investoren ist dies ein interessantes Betätigungsfeld.

Wie sieht der Wassersektor eigentlich aus?

Die regionalen Unterschiede sind sehr groß: In den Industrieländern liegen die Investitionen bei vier Prozent, in den Schwellenländern zwischen 10,0 und 15,0 Prozent, da hier die Infrastruktur noch aufgebaut werden muss. Insgesamt hat der Wassersektor hat ein Volumen von 700 Milliarden Euro und wächst mit sieben Prozent im Jahr.

Wie kann es in den Industrieländern zu einem solchen Wachstum kommen?

In den westlichen Ländern stammt die Infrastruktur für die Wasserversorgung zum Teil aus dem 19. Jahrhundert. Diese Leitungen, Pumpen und Ventile sind völlig veraltet und müssen umfassend modernisiert werden. London etwa hat seine Wasserleitungen aus Zeiten Königin Viktorias für 5 Milliarden Euro erneuert. Und die USA werden bis 2030 rund 41 Billionen US-Dollar in Wasserkraftwerke, Staudämme und Entsalzungsanlagen investieren.

Klassisches Investment für Wasserfonds sind Versorger. Wie streuen Sie Ihre Investitionen?

Wir können sehr breit streuen, sowohl regional in Industrie- und Schwellenländer, als auch über die Unternehmensgröße: Um für unsere Strategie in Frage zu kommen, muss ein Unternehmen zu mindestens 20 Prozent im Wassergeschäft sein und hohe ESG-Standards erfüllen. Hier wenden wir ein eigens von uns entwickeltes Scoring-Modell an. Im Topf landen große Konzerne, wie General Electric oder Siemens, genauso wie Small- und Mid-Caps. Die gefallen uns besonders, weil sie oft sehr innovativ sind. Die Firma Ecolab zum Beispiel stellt chemische Zusätze für den effizienteren Wassereinsatz in Krankenhäusern, Restaurants und in der Industrie her. Diese Stoffe ermöglichen die Reinigung mit kaltem Wasser, was erheblich Strom spart. Zurzeit besteht unser Anlageuniversum aus über 260 Titeln mit einer Marktkapitalisierung von 800 Milliarden Euro.

Wie vermeiden Sie, dass Ihr Fonds in die gleichen Unternehmen wie andere investiert?

Unser Fonds ist zu über 60 Prozent direkt in das Thema Wasser investiert. Neben unserem ESG-Scoring haben wir eine hohe Technologie-Expertise: In unseren Teams sitzen ausgebildete Ingenieure, die beurteilen können, welche Auswirkungen technologische Entwicklungen auf das Geschäft und die Erträge haben. Unser Investment-Partner Impax, ein führendes Unternehmen des nachhaltigen Investierens, ist in Asien und Amerika vor Ort, um solche Entwicklungen früh zu erkennen.

SRI Fonds gelten immer noch als wenig renditeträchtig. Wie sieht es bei Ihrer Strategie aus?

Wir konnten über fünf Jahre per annum 13,4 Prozent Rendite erzielen. Zum Vergleich: Der MSCI World erzielte jährlich elf Prozent, bei annähernd gleicher Volatilität. Der Parvest Aqua investiert dabei nachhaltig in Unternehmen, die in der Wasserwirtschaft aktiv sind.

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Wie sieht eine Bilanz nach acht Jahren aus?

Die eingangs beschriebene Entwicklung, die zu höheren Investitionen in das Wasserangebot führen muss, hat sich verschärft. Kalifornien kämpft jetzt seit vier Jahren gegen den Wassermangel. Auch anderorts gibt es noch immer Probleme, das zeigt sich etwa an den strengeren Vorschriften zu Wasserhygiene und Abwasserwirtschaft. Die Umstände, die 2008 zur Auflage unserer Aqua-Strategie führten, bestehen weiter – und damit auch die Chancen für Anleger.

 

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