Fed und EZB müssen auf Risiken reagieren

Wird der Ausschuss mit Äußerungen über die fehlende Laufzeitprämie versuchen, das lange Ende der Kurve höher zu reden? Oder wird er eine Atempause im Straffungszyklus andeuten, solange die Kurve so flach ist, und damit in Kauf nehmen, dass die Inflation etwas über ihr Ziel hinausschießt? Dies sind die zentralen Botschaften, anhand derer Anleger bestimmen sollten, wie sie sich entlang der Renditekurve positionieren.

Keine Änderung der EZB-Politik erwartet

Am Donnerstag stehen dann die Ergebnisse der Juni-Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Agenda. Änderungen der EZB-Politik werden zwar nicht erwartet. Aber nach uns vorliegenden Informationen werden die Ratsmitglieder in diesem Monat über das Ende des Anleihekaufprogramms sprechen.

Wir erwarten die Ankündigung, dass die monatlichen Käufe im Volumen von 30 Milliarden Euro Ende September weiter gedrosselt werden, bevor sie Ende 2018 vollständig auslaufen. Auch dies ist am Markt weitgehend Konsens. Aber es wird die Aufmerksamkeit der Anleger auf technische Marktfaktoren lenken, die in der Zeit der Bilanzvergrößerung der EZB verzerrt waren.

Wichtig ist dabei jedoch, dass die Bilanz in dieser Größenordnung bleibt und Erlöse aus fälligen Anleihen weiterhin reinvestiert werden. Zweifellos wird das jedoch Auswirkungen auf die Staatsanleihen der Eurozone haben, und zwar keine positiven.

Auswirkungen auf Italien

Angesichts der Turbulenzen in Italien in der vergangenen Woche ist zudem das Timing mit Blick auf italienische Staatsanleihen weder für das italienische Schatzamt noch für die neue Regierung ideal.

Wir erwarten, dass Mario Draghi einige heikle Fragen zu Italien gestellt werden sowie Fragen darüber, ob die jüngsten politischen Turbulenzen die Entscheidungen der EZB beeinflusst haben. Allerdings ist der EZB-Chef gut darin, solchen Fragen auszuweichen.

Interessanter ist vielleicht, wie lange die Zinsen unverändert bleiben, nachdem das Anleihekaufprogramm beendet wurde. Bislang war stets von „erheblicher Zeit“ die Rede, was die Märkte als etwa sechs Monate interpretiert haben. Das würde bedeuten, dass wir noch gut zwölf Monate von der ersten Zinserhöhung im Euroraum entfernt sind.

Mark Holman ist CEO von Twentyfour Asset Management

Foto: Twentyfour Asset Management

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