Handelsstreit kann auch USA schaden

Weil diese Importe kurzfristig nicht aus heimischer Produktion ersetzt werden könnten, würde man sich mit Strafzöllen, die zu deutlich steigenden Importpreisen führen, selbst schaden.

Aufgrund der gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind sowohl China als auch die USA daran interessiert, einen offenen Handelskrieg zu vermeiden. Kurzfristig droht also keine Eskalation der Streitigkeiten. Wahrscheinlich erscheint die wechselseitige Erhebung von Zöllen in einem Umfang, der den Welthandel zwar schwächt, aber nicht grundsätzlich beeinträchtigt.

Globalisierung verlangsamt sich

Langfristig behält das Thema Protektionismus jedoch hohe Relevanz. Erstens spiegelt der Handelskonflikt eine grundsätzliche Rivalität zwischen den USA als alter und China als aufstrebender Supermacht wider: Eine dauerhafte Beilegung von Streitigkeiten wird es deshalb nicht geben.

Zweitens lässt sich bereits seit einigen Jahren und ganz unabhängig von Trump ein Trend zur Verlangsamung des Welthandels beobachten, der sich fortsetzen dürfte. Während der Welthandel in den Boomjahren zwischen 2002 und 2008 um knapp sechs Prozent pro Jahr zulegte, betrug das Wachstum in den Jahren 2011 bis 2017 nur noch knapp 2,5 Prozent.

In den kommenden zehn Jahren dürfte der internationale Güteraustausch um etwa drei Prozent pro Jahr zulegen – nur noch halb so viel wie zu Beginn des Jahrhunderts. Damit ist noch nicht das Ende der Globalisierung gekommen, aber die führenden Industrienationen müssen sich darauf einstellen, dass das Ringen um Wohlstandsgewinne härter wird.

Axel D. Angermann ist Chef-Volkswirt der Feri Gruppe

Foto: Shutterstock

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments