Schwellenländer am Scheideweg

Dass allerdings die eingeleiteten Maßnahmen zumindest kurzfristig auch in Argentinien keine Früchte tragen, zeigt, wie fragil die Schwellenländer insgesamt derzeit sind. Gerade die mangelnde Stabilität einiger Staaten lässt auf eine gewisse Ansteckungsgefahr schließen. Besonders gefährdet sind dabei Länder mit einem hohen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit, die auf internationale Refinanzierung angewiesen sind. In diese Kategorie fallen beispielsweise Südafrika, Indonesien und Indien. Daneben besteht aber auch eine regionale Verbreitungsgefahr. Weitere lateinamerikanische Länder, die wie Brasilien neben der Dollar-Abhängigkeit mit idiosynkratischen Unsicherheitsfaktoren zu kämpfen haben, könnten in den Strudel geraten. Außerdem kommt China und dem schwelenden Handelsstreit mit den USA eine besondere Rolle zu. Schließlich ist China der wichtigste Handelspartner der Emerging Markets.

Weitere Verwerfungen wahrscheinlich

Weitere Verwerfungen bei den aufstrebenden Volkswirtschaften sind auf absehbare Zeit daher nicht unwahrscheinlich. Von einer breit angelegten Emerging Markets-Krise gehen wir derzeit aber nicht aus. Das Fundamentalbild ist insgesamt intakt und die Mehrheit der Schwellenländer zeigt angemessene wirtschaftspolitische Reaktionen. So haben Argentinien und Indonesien bereits mit geeigneten Gegenmaßnahmen auf den wachsenden Abwertungsdruck ihrer Währungen reagiert und die Leitzinsen angehoben. Das sollte dazu beitragen, die Währungen zu stabilisieren ohne dafür sinnlos Devisenreserven zu verpulvern, die zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit benötigt werden. Letztlich sind die massiven Währungskorrekturen, die für internationale Investoren mit Anlageverlusten und für die heimische Bevölkerung mit Einbußen der Kaufkraft einhergehen, aber auch Teil der Problemlösung.

Dr. Mauricio Vargas ist Volkswirt bei Union Investment.

Foto: Union Investment

 

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