Der Druck steigt

Und doch scheint das Thema längst noch nicht in allen Staaten präsent zu sein, geschweige denn denselben Stellenwert zu genießen, wie Klimaexperte Latif mit Sorge beobachtet. Er beklagte eine noch immer wachsende Gruppe von Klimawandel-Leugnern. So gäbe es in mehr und mehr Ländern politische Parteien, die die menschliche Klimabeeinflussung in Abrede stellten.

Der Einzelne rückt in den Fokus

Zum Teil trügen sie schon Regierungsverantwortung. „In der Forschung gibt es längst keine Diskussionen mehr darüber, ob es den Klimawandel gibt und welchen Anteil der Mensch daran hat“, erklärte er.

Es kommt, so scheint es, mehr und mehr auf jeden Einzelnen an, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Die Chancen dazu sind vielfältig und reichen von der Entscheidung, das morgendliche Brötchen holen per Rad zu erledigen über die Nutzung des Zugs anstelle des Autos oder des Flugzeugs bis hin zur Reduzierung des Fleischkonsums.

Besonders groß ist jedoch die Wirkung von verantwortungsvollen Investments. „Wir müssen die weltweiten Energiesysteme transformieren“, erläutert Dan Sauer, Geschäftsführer Nordea Fonds Service GmbH. Die Finanzwirtschaft könne dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. „Der Hebel der CO2-Einsparungen von nachhaltigen Investmentfonds gegenüber der Summe der genannten alltäglichen Entscheidungen liegt in etwa beim 27-fachen“, so Sauer.

Die meisten Kapitalanlagen liegen bei institutionellen Anlegern

Tatsächlich sind Investmentfonds, die nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien weiter auf dem Vormarsch. Das zeigt die jüngste Erhebung des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Danach stieg das Volumen von ESG-Fonds im vergangenen Jahr um mehr als 41 Milliarden Euro auf 133,5 Milliarden Euro. Ein Zuwachs von mehr als 45 Prozent und der stärkste seit 2005. Allerdings sind ESG-Investments nach wie vor die Domäne institutioneller Investoren.

Rund 93 Prozent dieser Kapitalanlagen waren Ende 2018 in in den Depots von kirchlichen Institutionen, Versicherungen, Versorgungseinrichtungen und anderen institutionellen Anlegern.

Profianleger spielen laut FNG auch künftig eine entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung des Segments. Jeder Zweite der im Rahmen der Erhebung Befragte prognostiziert ein Wachstum von bis zu 15 Prozent, 42,6 Prozent der Befragten sogar von 15 bis 30 Prozent, während 7,4 Prozent sogar ein Wachstum von über 30 Prozent erwarten.

ESG-konforme Anlagen stehen hoch im Kurs

Wichtigster Faktor für diese positive Entwicklung des Marktes ist nach Einschätzung der Befragten die Nachfrage institutioneller Anleger. „Der deutsche nachhaltige Anlagemarkt wird seit jeher von den institutionellen Anlegern getrieben.

Durch die beschlossene verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz im Kundengespräch wird die Nachfrage privater Anleger nach nachhaltigen Anlageprodukten einen deutlichen Schub erleben“ prognostiziert FNG-Vorstandsmitglied Dr. Helge Wulsdorf.

Dass ESG-konforme Anlagen bei institutionellen Investoren sehr hoch im Kurs stehen, hat auch Union Investment ermittelt. In einer aktuellen Umfrage unter mehr als 200 Großanlegern gaben 72 Prozent an, nachhaltige Kriterien bei ihrer Anlageentscheidung zu berücksichtigen, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Volumen soll auch in den kommenden Jahren weiter wachsen.

 

Seite 4: Wieso Nachhaltigkeit verstärkt Thema wird

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