Die Jagd nach Rendite erfordert immer mehr Risikobereitschaft

Die Kapitalmärkte zeigten sich im ersten Halbjahr von ihrer sonnigen Seite: Sämtliche Anlageklassen liegen im Plus. Gleichwohl überschattet der Konflikt zwischen China und den USA die Märkte. Wer künftig Renditen erzielen möchte, der muss anders vorgehen. Wie dies nun gelingen kann.  Ein Kommentar von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt.

Die Wertentwicklung ist also auf einer sehr breiten Basis positiv. Bei der Vorstellung des Guide to the Markets für das dritte Quartal 2019 erläuterte Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt, dass sich bei aller Freude über diese Entwicklung die Jagd nach Rendite für Anleger in Zukunft schwieriger gestalten dürfte.

Verschärfung im Handelskonflikt sorgt für Preisauftrieb in den USA

Dabei gelte es mit Blick auf die nächsten Monate, drei Themen ganz besonders im Blick zu behalten: Handelskonflikte, Geldpolitik sowie die Entwicklungen in China. Wenn Anleger positive reale Erträge erzielen möchten, führt diese Gemengelage dazu, dass bei der Geldanlage in Zukunft mehr Risikobereitschaft gefragt ist.

Mit der „America-first“-Agenda drehen die USA nach Ansicht von Tilmann Galler nun die Zeit sinkender Handelsbarrieren um 50 Jahre zurück. Ende des Jahres droht eine zusätzliche Verschärfung im Handelsstreit, falls die USA Importzölle auch auf Automobile sowie Fahrzeugteile erheben.

„Noch handelt es sich zur Hälfte um Vorprodukte

Diese Auswirkungen sollte dann auch die US-Wirtschaft bald zu spüren bekommen: „Noch handelt es sich bei den Importen aus China in die USA zu rund 50 Prozent um Vorprodukte. Doch in Zukunft könnten verstärkt Konsumgüter mit Zöllen belegt werden. Das wird für einen stärkeren Preisauftrieb in den USA sorgen“, erklärt Tilmann Galler.

In der Folge tendieren die Einkaufsmanagerindizes inzwischen zunehmend in Richtung Rezession. „Für die Gesamtwirtschaft wird das Risiko größer, dass Unternehmen ihre Investitionstätigkeit zurückfahren. Die US-Wirtschaft ist also keinesfalls immun gegen bremsende Effekte im Zuge des Handelskonflikts“, erläutert Galler.

Globalisierung macht auch negative Entwicklungen weltweit spürbar

Nichtsdestotrotz dürfte der Konsum in den USA weiterhin positive Wachstumsbeiträge liefern. Indikatoren dafür sind die nach wie vor niedrige Arbeitslosenquote, die im Juni lediglich 3,7 Prozent betrug, sowie das solide Lohnwachstum, das im Juni bei 3,4 Prozent lag. Insgesamt dürfte das Wirtschaftswachstum in den USA schwächer werden und mit 1,8 bis 2,0 Prozent unter Trend liegen.

Durch die enge Verflechtung der Handelsbeziehungen weltweit – ein Drittel des globalen Warenhandels findet beispielsweise mit oder innerhalb der EU statt – ist damit zu rechnen, dass die Auswirkungen der aktuellen Handelskonflikte weltweit spürbar sind.

 

Seite 2: Wie es zur geldpolitischen Kehrtwende kam

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