Die Jagd nach Rendite erfordert immer mehr Risikobereitschaft

In Europa verschlechtert sich zunehmend die Stimmung der Unternehmen, die zusätzlich noch unter der Unsicherheit über den weiteren Fortgang des Brexit zu leiden haben – positiv ist jedoch zu sehen, dass der Arbeitsmarkt in Europa bisher stabil bleibt. Doch die Gefahr einer negativen Ansteckung des robusten Dienstleistungssektors aufgrund der Schwächephase in der Industrie wird mit jedem Monat größer.

Geldpolitische Kehrtwende: Notenbanken reagieren auf Wachstumsschwäche und fallende Inflationserwartungen

Die zunehmende wirtschaftliche Eintrübung hat mittlerweile verstärkt die Zentralbanken auf den Plan gerufen. „Die Schwäche der Industrie führt zur Kehrtwende bei der US-Zentralbank“, stellt Tilmann Galler fest. Für 2019 könnte somit nach der ersten Zinssenkung seit elf Jahren noch mit mindestens einer weiteren Zinssenkung der Federal Reserve (Fed) zu rechnen sein.

Die Konsequenz weiterer Zinssenkungen wäre nach Ansicht von Tilmann Galler dramatisch: „Der Realzins, der in den USA von einem negativen Niveau ausgehend inzwischen leicht positiv geworden ist, stoppt seinen Aufwärtstrend nun viel früher als angenommen.

Zum Ende des Jahres dürfte der Realzins daher wieder zurück auf die Null-Linie fallen.“ Die EZB werde nach Einschätzung von Galler mit einer Zinsnormalisierung gar nicht erst anfangen.

In diesem Kontext sieht Galler die Fed immer stärker marktabhängig agieren. Solange die Inflation moderat bleibe, werde sich daher an der Politik der niedrigen Zinsen voraussichtlich nichts ändern, erklärt Tilmann Galler.

China: Steuersenkungen dürften chinesische Wirtschaft in den nächsten Monaten stimulieren

Mit Blick auf China sieht der Experte zwei wesentliche Themen für Investoren: Zum einen sei die Frage, ob der finanzpolitische Stimulus ausreicht, um eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft zu vermeiden. Mit einem Umfang von 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sei der Stimulus sehr groß.

Tilmann Galler hebt insbesondere die veränderte Ausrichtung hervor: Im Gegensatz zu früheren Stimuli liege der Fokus nun stärker auf Steuersenkungen und damit auf der Konsumförderung, weniger im Bereich des Immobilienmarktes. „Wir rechnen damit, dass die chinesische Wirtschaftsaktivität in Zukunft zunehmen wird.

China kann sich Verschuldung leisten

Es kann jedoch erfahrungsgemäß bis zu 18 Monate dauern, bis die Konjunktur auf Stimuli reagiert“, erklärt Galler. Ein Indikator seien etwa die Importe: Noch sehe man bei den chinesischen Importen keine Erholung, dies dürfte jedoch im Laufe des zweiten Halbjahrs der Fall sein.

 

Seite 3: Wie Anleger nun denken müssen

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