Halver-Kolumne: Wenn die EU-Bürger die Lust am Zinssparen verlieren

Die Euro-Konjunktur hat kein geldpolitisches Angebots-, sondern ein ernstes Nachfrageproblem. Wenn schon Kreditaufnahmen unglaublich günstig sind, dann sollte die Fiskalpolitik diesen Steilpass aufnehmen. Deutschland verdient mit neuen Schulden ja sogar Geld.

Aber, bei dieser staatlichen Nachfrage muss wahlpopulistischer Konsum verboten sein. Knallhart geht es nur um Investitionen in die Infrastruktur. Zwischen Flensburg und Passau bzw. Aachen und Cottbus wird so die Standortqualität wieder auf global wettbewerbsfähiges Niveau gebracht. Es geht um Verkehrswege, (Strom-)Netzausbau, Digitalisierung, 5G und Bildung, Bildung, Bildung.

Wiederholung des Wirtschaftswunders

Wir wiederholen die Wirtschaftspolitik der 50er- und 60er-Jahre. Damals haben staatliche Basisinvestitionen einen wirtschaftsfreundlichen Nährboden geschaffen, der schließlich zu privatwirtschaftlichen Folgeinvestitionen führt. Dagegen ist die schwarze Null nur ein Fetisch. Kaputtsparen macht nicht reich.

Fände dieser Investitionsansatz auch in anderen Euro-Ländern Anwendung, würde die notenbankseitige Geldflut nicht nur weiter Anlageblasen an Finanz- und Immobilienmärkten aufblähen. Nein, sie fände sinnvolle Verwendung in der Realwirtschaft. Das ist gut für Arbeitsplätze, Konsum, Steuereinnahmen, sozialen Frieden und für die europäische Idee. Nicht zuletzt bekämen die Aktienmärkte viel fundamentales Fleisch an den abgenagten Knochen der Liquiditätshausse.

Übrigens, die USA und China machen es genauso und zwar erfolgreich.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

Foto: Baader Bank

 

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