Libra: Eine vollkommen andere Kryptowährung

Allerdings könnte Facebook seine Kunden durch Libra auch noch finanziell transparent machen. Das bisher schon überaus erfolgreiche Geschäftsmodell, mit Daten Geld zu verdienen, könnte so perfektioniert werden. Es könnte aber auch um Macht gehen, denn mit einem potentiell gewaltigen Portfolio an Staatsanleihen könnte Facebook beziehungsweise die Libra Association erheblichen politischen Einfluss nehmen.

Todesstoß für Bitcoin?

Der Bitcoin-Kurs hat vor einigen Wochen zu einem erneu- ten Höhenflug angesetzt. Die Libra-Diskussion hat zunächst offenbar für weiteren Auftrieb gesorgt. Dies ist erstaunlich, denn sollte sich Libra als Zahlungsmittelstandard unter den Kryptowährungen etablieren, müsste Bitcoin wohl die Hoffnungen begraben, seine bisherige Vormachtstellung auf dem Krypto-Markt irgendwann nutzen zu können, um sich als Zahlungsmittelstandard durchzusetzen.

Prinzipiell wäre zwar auch Platz für mehrere Krypto- Transaktionswährungen, aber ob der Libra-Sog reicht, um Bitcoin & Co. als Zahlungsmittel attraktiver zu machen, muss sich noch herausstellen. Der Markt scheint diesbezüglich hoffnungsfroh zu sein.

Als (vermeintlicher) Vorteil bleibt Bitcoin gegenüber Libra die mengenmäßige Obergrenze. Bei 21 Millionen Einheiten ist das Bitcoin-Angebot am Limit – momentan sind rund 17,8 Millionen Einheiten im Umlauf. Steigt die Nachfrage nach Bitcoin weiter, sorgt das begrenzte Angebot für weiter steigende Preise. Für Spekulanten bleibt Bitcoin deshalb attraktiv. Allerdings ist die harte Obergrenze aus unserer Sicht nicht viel mehr als Augenwischerei.

Bitcoin ist nicht einzigartig

Es ist jederzeit möglich, das Bitcoin-System zu duplizieren oder zumindest Kryptowährungen mit ganz ähnlichen Eigenschaften in die Welt zu setzen. Mit der strikten Obergrenze ist es dann nicht weit her. Ein Blick auf die wichtigsten der insgesamt aktuell 2.251 bei CoinMarketCap gelisteten Kryptowährungen sollte misstrauisch machen.

Neben dem Marktführer rangieren mit dem vom Bitcoin abgespaltenen Bitcoin Cash und dem im November 2018 wiederum abgespaltene Bitcoin SV allein in den „Top 10“ zwei weitere Währungen mit ganz ähnlichen Eigenschaften. Investoren sollten also genau überlegen, ob sie Bitcoin wirklich wegen des Arguments der Einzigartigkeit und Unvermehrbarkeit kaufen. Nach den Erfahrungen mit den Bitcoin-Rallyes der letzten Jahre werden Investoren und Spekulanten aber trotz aller Bedenken auf neue Rekordhochs lauern.

 

Foto: Shutterstock

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