Warum normale Geldpolitik für immer eine Illusion bleibt

Da unsere Welt keine Rezession, keine schweren Sozialverwerfungen oder Schuldenkrise mehr aushält, wird es nie mehr irgendwo wirklich hohe Zinsen und Renditen geben. Die zinsdrückende Planwirtschaft der internationalen Geldpolitik ist eine Schallplatte mit Sprung.

Diejenigen, die jetzt meinen, dass Geldpolitik ihr Pulver verschossen hat, sollten noch einmal nachdenken. Haben die Zentralbanken nicht bereits in den letzten zehn Jahren einen unglaublichen Pragmatismus gezeigt? Sollten wirklich alle konjunkturellen und damit sozialen Stricke reißen, wird es weitere Quantensprünge geben. Sind flächendeckend deutliche Negativzinsen wirklich unmöglich, um jeden Konsumenten zum Konsum und jedes Unternehmen zu Investitionen zu zwingen, weil geparktes Geld ansonsten an Wert verliert?

Bargeld als Notausgang ohne Zinsverlust?

In diesem Falle wäre zwar Bargeld theoretisch der Notausgang ohne Zinsverlust. Doch wird schon lange – selbst beim Internationale Währungsfonds – darüber nachgedacht, dieses Schlupfloch zur Sackgasse zu machen. Entweder wird Bargeld immer weniger verfügbar gemacht und/oder in seiner Verwendung dramatisch eingeschränkt und/oder als Zahlungsmittel mit einer Art Strafsteuer belegt. Die Erfahrung lehrt, dass solche Denkmodelle zunächst zwar als fixe Idee abgetan werden. Doch danach gelten sie als überlegenswert und schließlich sind sie alternativlos.

Der Brandbeschleuniger bei der allmählichen Bargeldabschaffung wird sein, dass damit Drogenhandel, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit wirkungsvoll bekämpft werden. „Money for nothing“ der von mir sehr verehrten Dire Straits bleibt der Evergreen aller Notenbanken. Zinssparer hören dagegen einen permanenten Trauergesang: Spiel mir das Lied vom Zins-Tod.

Das ist die neue geldpolitische Normalität. Grämen wir uns nicht, sondern machen wir das Beste daraus: Statt Zinssparen ist Aktiensparen angesagt. Hierbei sind regelmäßige Ansparpläne ein wunderbares Instrument.

Es gibt Schlimmeres als eine Liquiditätshausse.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

Foto: Baader Bank

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