BVI: Volumen von Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien steigt deutlich

ESG
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In Deutschland abgesetzte Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen sind im vierten Quartal 2021 nochmals stark gewachsen.

Publikumsfonds verwalteten per Ende Dezember 463 Milliarden Euro, das entspricht 31 Prozent des gesamten Publikumsfondsvermögens. Spezialfonds kamen auf 125 Milliarden Euro. Das Gesamtvolumen dieser Fonds kletterte damit auf 588 Milliarden Euro. Im Vergleich zum 30. September entspricht das einem Wachstum von 130 Milliarden Euro (rund 28 Prozent). Inzwischen ist fast jeder sechste Euro, den deutsche Kunden in Fonds investiert haben, in Produkten mit Nachhaltigkeitsmerkmalen angelegt.

Vor einem Jahr war es nur jeder zwanzigste Euro. Die Auswertung bezieht sich bis einschließlich Februar 2021 auf Fonds, die den Kriterien der BVI- Wohlverhaltensregeln entsprechen. Seitdem werden Fonds berücksichtigt, die die BVI-Mitglieder gemäß EU-Offenlegungsverordnung als Artikel-8-Fonds (Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie) und Artikel-9- Fonds (Fonds, die zu Nachhaltigkeitszielen beitragen) eingestuft haben. Zum Hintergrund: Die Offenlegungsverordnung enthält vor allem Informationspflichten und macht keine Mindestvorgaben für die Qualität der nachhaltigen Anlagestrategien.

Das starke Wachstum im Jahr 2021 speist sich einerseits aus der Umstellung bestehender Fonds im Zuge des Inkrafttretens der Offenlegungsverordnung (siehe Fokus Nachhaltigkeit Q3, 2021), andererseits aus dem sprunghaft gestiegenen Anlegerinteresse an nachhaltiger Geldanlage. Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen erzielten im vergangen Jahr Netto-Mittelzuflüsse von 60 Milliarden Euro. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2020 (damals: 21 Milliarden Euro).

Der Markt für Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen ist nicht nur deutlich gewachsen, sondern auch vielfältiger geworden: Ende 2019 entfielen auf Rentenfonds 36 Prozent des verwalteten Vermögens, was weit über ihrem Anteil am Gesamtmarkt lag. Hauptgrund waren die damals schon etablierten Standards für grüne Anleihen. Bei Unternehmens- und Sachwertebeteiligungen (wie Immobilien) haben Daten und Verfahren zur Messung nachhaltigen Handelns hingegen erst später Verbreitung gefunden. Inzwischen machen Aktien- und Sachwertefonds aber 35 Prozent bzw. 14 Prozent aller Produkte mit Nachhaltigkeitsmerkmalen aus. Das entspricht grob ihrem Anteil am Fondsvermögen insgesamt.

Trotz der rasanten Entwicklung ist die Bedeutung von Fonds gemäß Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Fondsmärkten relativ gering. Bei Publikumsfonds entspricht das Fondsvermögen einem Anteil von 25 Prozent aller hier aufgelegten und 31 Prozent aller abgesetzten Fonds. Über alle EU-Staaten hinweg entfallen dagegen 40 Prozent des Vermögens auf Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen. In Frankreich sind es beispielsweise 60 Prozent, in Schweden sogar fast 80 Prozent. Offenbar sind die Fondsgesellschaften in Deutschland bei der Einstufung ihrer Produkte als nachhaltig – im Sinne der Offenlegungsverordnung – tendenziell vorsichtiger als ihre Kollegen im Ausland.

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