Bleigewichte an den Flügeln

Auch die europäischen Drehkreuzflughäfen hinken hinterher: Während 2005 noch 74 Prozent der Fluggäste auf einem europäischen Drehkreuz wie Frankfurt, München oder Paris umgestiegen sind, waren es 2013 nur noch knapp 46 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Umsteiger im Nahen Osten von vier auf 38 Prozent.

Alleine seit 2012 haben die deutschen Luftfahrtunternehmen rund sieben Prozent Marktanteile verloren. Der Grund: Die Konkurrenz kommt aus Ländern, die die Luftfahrt als Wirtschaftsmotor und Standortfaktor betrachten und daher alles unternehmen, diesen Motor nicht zum Stottern zu bringen. Diese Länder haben erkannt: Luftverkehr ist ein Mobilitätsmotor für jeden Wirtschaftsstandort. Statt Zusatzlasten wird in diesen Ländern die Luftverkehrswirtschaft in jeder Hinsicht gefördert.

Europäische Nachbarn schaffen Steuern ab

Auch in Europa haben einige Länder die dramatische Wettbewerbsverschiebung erkannt. Beispiele dafür sind Irland, die Niederlande und Dänemark. In Irland hat die Regierung zum 1. April 2014 die dortige Luftverkehrsabgabe auf null Euro gesenkt um die Wirtschaft und den Tourismus im Land anzukurbeln. Die Zahlen belegen: Die Rechnung ist aufgegangen. Der Luftverkehr von und nach Irland boomt.

Die Niederlande hatte eine Luftverkehrssteuer im Jahr 2008 eingeführt. Die Folgen waren schmerzlich für niederländischen Flughäfen. Rückgang der Passagierzahlen um zehn Prozent. Wirtschaftliche Verluste für die Luftverkehrsindustrie geschätzte 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. Reaktion: nach zwölf Monaten wurde die Steuer zu den Akten gelegt. Auch Dänemark hat diese Steuer inzwischen abgeschafft.

Gutachter machen konkrete Vorschläge

Und was geschieht in Deutschland? Auch die Bundesregierung hat die Schieflage erkannt und will ihre Zusage aus dem Koalitionsvertrag, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrt wieder stärken zu wollen, noch in dieser Legislaturperiode umsetzen. Die von ihr beauftragten Gutachter haben konkrete Vorschläge unterbreitet. Diese umzusetzen, würde die Rahmenbedingungen wieder auf Wettbewerbsfähigkeit trimmen.

Dass die deutschen Flughäfen und Luftfahrtunternehmen einen solchen fairen Wettbewerb mit Leben füllen können, haben sie mit ihren Leistungen seit Mitte der neunziger Jahre beeindruckend belegt.

Klaus-Peter Siegloch ist Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

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Foto: BDL

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