Scharfe Kritik an EZB-Beschlüssen: Sparer als Hauptverlierer

Österreichs Notenbankchef Holzmann antwortete auf die Frage der Nachrichtenagentur Bloomberg, ob die Entscheidungen vom Donnerstag ein Fehler gewesen sein könnten:

Milliardenbelastung erhöht sich weiter

«Diese Idee ist einigen Leuten in den Sinn gekommen. Sie kam mir definitiv in den Sinn.» Es sei an der Zeit, dass sich die EZB von den Negativzinsen verabschiede.

Schon der bisherige negative Einlagensatz von 0,4 Prozent war eine Milliardenbelastung für die Finanzbranche. Betrachtet man die Verschärfung des Negativzinses isoliert, lässt das die Belastung für Banken in Deutschland nach Berechnungen des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) von knapp 2,4 Milliarden Euro auf voraussichtlich knapp 3 Milliarden Euro jährlich steigen.

Etwas Entlastung verschafft die EZB den Instituten über Freibeträge: Ab dem 30. Oktober soll das Sechsfache der sogenannten Mindestreserve vom Negativzins verschont bleiben.

„Staffelzins bringt gewisse Erleichterung“

Auf einer fixen Basis gerechnet würde das Experten zufolge Banken im Euroraum um 2,2 Milliarden Euro im Jahr entlasten, für die Institute in Deutschland würde sich der Strafzins um etwa 500 Millionen Euro jährlich verringern.

«Auch wenn der jetzt eingeführte Staffelzins eine gewisse Erleichterung bringt, werden die europäischen Banken weiterhin jedes Jahr Milliarden an die EZB als eine Art Strafsteuer zahlen müssen», hatte BdB-Präsident Hans-Walter Peters unmittelbar nach der EZB-Entscheidung erklärt.

Möglicherweise holen Banken die Kosten für den Negativzins darüber wieder herein, dass sie die Gebühren für ihre Dienstleistungen erhöhen. «Der ökonomische Druck auf die Banken wird auf jeden Fall immer größer», sagte Peters dem «Handelsblatt» (Freitag).

„Banken müssen handeln“

Auf die Frage, ob er nun flächendeckend mit negativen Zinsen auch für Einlagen von Sparern rechne, antwortete Peters: «Das muss jede Bank für sich entscheiden. Aber ich kann das nicht ausschließen.»

Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling zeigte sich «alarmiert» über die Zinsentwicklung im Euroraum. «Die Banken müssen handeln, wenn sie keine Verluste einfahren und überleben wollen», schrieb der Bankenaufseher in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin «Focus» (Samstag). Nach Wuermelings Einschätzung könnten Geldhäuser die Minuszinsen der EZB «bald an noch mehr Kunden weitergeben».

 

Seite 3: Was es nun zu tun gibt

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