Unigestion-Marktanalyse: The world is not enough

Die Reaktion des Marktes auf die EZB-Sitzung weist auf eine klare Enttäuschung hin. Obwohl Mario Draghi eine Zinssenkung ankündigte und den Kauf von Wertpapieren wiederaufnahm, stiegen Bund-Renditen um 10 Basispunkte am Ende des Handelstages.

Die Positionierung in Hedging Assets, insbesondere in Anleihen, hatte vor der Sitzung ein extremes Niveau erreicht. Zudem war die Tatsache, dass die Entscheidung auf einem niedrigen Konsens beruhte, nicht genügend, um die Erwartungen der Investoren zu befriedigen.

Bewertungen: Bleiben hoch

Alle Anlageklassen sind zurzeit hoch bewertet, insbesondere im defensiven Anlagespektrum. Im August fielen die Renditen von Staatsanleihen auf historische Tiefststände, der japanische Yen wertete bis auf das Niveau von Februar 2018 auf und die implizite Volatilität blieb trotz steigender Risikobereitschaft relativ teuer.

Es stellt sich nun die Frage, ob wir die diesjährige Marktrallye und somit die höheren Bewertungen von der „normativen“ oder „pragmatischen“ Seite anschauen sollen. In der Regel braucht es jedoch einen Katalysator damit große Sektor-/Anlage-Rotationen ausgelöst werden. Eine negative Überraschung der Zentralbanken könnte ein Auslöser für einen solchen Ausverkauf in äußerst konzentrierten Positionen sein.

In der Tat haben die Zentralbanken extrem hohe Bewertungen in diversen Anlageklassen geschaffen, die oft sogar als Vermögensblasen bezeichnet werden. Investoren müssen sich bewusst werden, dass die Handlungsmöglichkeiten der Zentralbanken immer eingeschränkter werden und sollten daher verstärkt auf die Asymmetrie (Risiko/Ertrag) in den Anlageklassen achten.

Zurzeit ist die geldpolitische Unterstützung in vollem Gange und dementsprechend werden die Bewertungen sehr wahrscheinlich auch hoch bleiben.

Portfoliopositionierung: „Risk-on“, aber wachsam

Die größten Risiken eines diversifizierten Portfolios sind Korrelationsverzerrungen, oder sogar Schocks. Die erwarteten Korrelationen stützen sich auf historische Wechselwirkungen zwischen Anlagen, die weitgehend durch geldpolitische Maßnahmen manipuliert wurden. Bisher war dies ein unterstützender Faktor für die meisten Vermögenswerte, doch die Gefahr einer mittelfristigen Umkehr der Wechselbeziehungen wird immer größer.

Im Moment scheinen Hedging Assets am anfälligsten zu sein. Die Gründe dafür sind eine Kombination aus Resilienz im Wirtschaftswachstum, extremer Positionierung und angespannten Bewertungen. Aus diesem Grund haben wir unser Engagement in defensiven Anlageklassen erheblich reduziert und in wachstumsbezogenen Vermögenswerte umgeschichtet.

Haben das Engagement in Aktien, Unternehmensanleihen und Volaitilität erhöht

Wir haben das Engagement in Aktien, Unternehmensanleihen und Volatilität (auf der Short-Seite) erhöht. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich zurzeit auf die Zinsentscheidungen der anderen G10-Zentralbanken und wie die Anleger auf diese reagieren werden.

Sie könnten uns erste Indizien liefern, dass deren Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um den Optimismus der Anleger aufrechtzuerhalten und uns dazu zu bewegen, unser Markt-Exposure weltweit zu reduzieren. Damit wäre „die Welt nicht genug“.

Foto: Shutterstock

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