Zentralbanken: Maßnahmen zur Beruhigung von Anlegern

Der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es gelungen, die Zinsen zu senken und dadurch die Kurse risikobehafteter Wertpapiere in die Höhe zu treiben. Kommentar von Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management.

„Zwar sind die Anleger angesichts hoher politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit weiterhin skeptisch“, sagt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management. Doch für den Anlageexperten der französischen Fondsgesellschaft ist klar: „Zumindest vorerst haben die Maßnahmen der Zentralbanken dazu beigetragen, die Märkte von dem gemischten Fundamentalbild abzulenken.“

Risikofaktoren: Zinssenkungen und politische Lage

Die Marktteilnehmer erwarten bereits deutliche Zinssenkungen von den Zentralbanken, bezüglich der Fed gehen sie von einer Reduzierung um knapp 100 Basispunkte aus.

Gleichzeitig hat jedoch selbst ein glühender Verfechter einer lockereren Geldpolitik wie James Bullard, Mitglied des Offenmarktausschusses der Fed, lediglich eine moderate und präventive Kürzung vorgeschlagen.

Politische Risiken und protektionistische Strömungen dürften mindestens bis zu den nächsten US-Präsidentschaftswahlen im November 2020 andauern. Die Folge: Unternehmen nehmen eine abwartende Haltung ein und das Investitionsvolumen geht zurück. Hinzu kommt, dass das Risiko eines harten Brexits steigt.

„Falls ja, würde die Umkehrung der US-Zinskurve bedeuten, dass sich das Ende des Zyklus nähert“

Und in Italien sind Neuwahlen nach dem Sommer nicht auszuschließen.

Dies beinhaltet die Gefahr, dass eine Koalition stark rechtsgerichteter Kräfte (die Lega unter der Leitung von Matteo Salvini und Fratelli d’Italia unter der Leitung von Giorgia Meloni) an die Macht kommt und von den Wählern mit einem Auftrag zum Ausstieg aus dem Euro ausgestattet wird.

„Wir werden uns auch die Ergebnisse des zweiten Quartals ansehen, um die Margenentwicklung der Unternehmen zu analysieren“, sagt Melman.

Die entscheidende Frage dabei sei, ob der Markt an der Schwelle zu einem Abwärtstrend steht. „Falls ja, würde dies zusammen mit der Umkehrung der US-Zinskurve bedeuten, dass sich das Ende des Zyklus nähert“, analysiert der Experte

Leichte Anpassungen anstatt Änderung der Anlageallokation

Nach Überzeugung von Melman sind die Zentralbanken allerdings fest dazu entschlossen, ihre Aktivitäten zur Beruhigung der Anleger auch weiterhin fortzusetzen. „Daher sehen wir keinen Grund, unsere Anlageallokation jetzt grundsätzlich zu ändern – abgesehen von geringfügigen Anpassungen.“

So wurden in den Fondsportfolien von Edmond de Rothschild Asset Management beispielsweise das Engagement in japanische Aktien heruntergefahren und stattdessen thematische Investment-Opportunitäten wie Big Data aufgestockt. Denn die Ertragserwartungen japanischer Unternehmen haben sich reduziert.

Und noch wichtiger: Laut Melman scheint die Bank of Japan nicht in der Lage oder sogar nicht willens zu sein, der Fed und der EZB auf dem Weg einer lockereren Geldpolitik zu folgen.

 

Foto: Shutterstock

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments