Wölbern-Prozess: Sicherheiten im Fokus

Im Prozess gegen Prof. Dr. Heinrich Maria S., den ehemaligen Inhaber und Chef von Wölbern Invest, hat Matthias B. als Zeuge ausgesagt, Geschäftsführer einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Dabei ging es um die Frage, ob den Geldentnahmen aus den Immobilienfonds umfangreiche Sicherheiten gegenüberstanden, wie S. behauptet.

Der Prozess vor der Großen Strafkammer des Hamburger Landgerichts dauert voraussichtlich noch bis März.

Die Wirtschaftsprüfer waren von Wölbern mit der Prüfung der Werthaltigkeit der Sicherheiten beauftragt worden. Nicht geprüft wurde laut B., ob sie tatsächlich realisiert werden können.

Als „maßgebliche Sicherheit“ sei die Abtretung künftiger Zahlungsansprüche des finnischen Gentherapie-Spezialisten FKD aus dem Patent für ein Blasenkrebsmittel eingestuft worden. FKD wurde von S. betrieben, der mit dem Pharmaunternehmen Ferring aus der Schweiz über einen Lizenzvertrag für das Medikament verhandelte.

S. habe damals erklärt, dass mit dem Vertragsabschluss innerhalb von zwei Monaten zu rechnen sei, sagte B aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vertrag tatsächlich zustande kommt, sei von den Wirtschaftsprüfern mit über 50 Prozent eingestuft worden. Mit dem potenziellen Vertragspartner Ferring habe man aber nicht über die Abschlusswahrscheinlichkeit gesprochen.

Sicherheit angeblich in dreistelliger Millionenhöhe

Der Wert der Sicherheit wurde laut B. mit insgesamt 125,6 Millionen Euro veranschlagt. Die Zulassungswahrscheinlichkeit für das Medikament hätten Experten als hoch eingeschätzt, erste Anwendungstests seien erfolgreich verlaufen. Mit der tatsächlichen Zahlung rechneten die Wirtschaftsprüfer allerdings erst für das Jahr 2021.

Nach der Verhaftung von S. und der Insolvenz von Wölbern Invest sei nicht mehr gewährleistet gewesen, dass der Vertrag zwischen FKD und Ferring noch zustande kommt, da S. bei den Verhandlungen eine maßgebliche Rolle gespielt habe. Entsprechend wäre die Sicherheit „in sich zusammengefallen“, so B.

Angeklagter streitet Vorwürfe ab

S. wird gewerbsmäßige Untreue in 360 Fällen vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft Hamburg soll er 137 Millionen Euro aus Immobilienfonds unrechtmäßig abgezweigt haben. In Höhe von 37 Millionen Euro soll er sich persönlich bereichert haben. S. bestreitet die Vorwürfe. Der frühere Wölbern-Chef war im September vergangenen Jahres verhaftet worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. (kb)

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Foto: Shutterstock

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