Trend zu steigenden Baufinanzierungskosten hält an

Die Baufinanzierungskosten sind Ende 2010 erneut gestiegen. Das zeigt die Dezember-Auswertung des Dr. Klein-Trendindikators Baufinanzierung (DTB), der monatlich auf Basis von rund zehntausend über die Europace-Plattform abgeschlossenen Immobilienfinanzierungen ermittelt wird und die Entwicklung zentraler Baufinanzierungs-Parameter widerspiegelt.

Stephan Gawarecki, Dr. Klein
Stephan Gawarecki, Dr. Klein

„Seit September 2010 ziehen die Finanzierungskosten immer mehr an. So waren im Oktober für ein Standarddarlehen – 150.000 Euro, zwei Prozent Tilgung, zehn Jahre Sollzinsbindung – monatlich 20 Euro mehr zu bezahlen als noch im Vormonat. Im November stieg die Rate abermals um 22 Euro und für Dezember legte sie gegenüber dem November nochmals um 34 Euro zu. Für die nächsten Monate erwarten wir eine nicht so stark anziehende Standardrate, gehen aber weiterhin von steigenden Werten aus“, kommentiert Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher Dr. Klein & Co. AG, die aktuellen Trends in der Baufinanzierung und die Ergebnisse des DTB.

Der Tilgungssatz von 1,78 Prozent für Dezember 2010 liegt laut Gawarecki um 2,2 Prozent unter dem des Vormonats und bestätige damit den leicht fallenden Trend, bei steigenden Zinsen weniger zu tilgen. Setze man den aktuellen Tilgungssatz jedoch ins Verhältnis zum Wert des Dezembers 2009 so werde momentan im Durchschnitt rund 11,3 Prozent mehr getilgt. „Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, die Ersparnis aus den historisch günstigen Zinsen für eine höhere Tilgung zu nutzen. Die Kreditnehmer entschulden sich dadurch deutlich schneller“, so die Interpretation des Dr. Klein-Chefs.

Seine Marktbeobachtungen in Sachen Sollzinsbindung: „Im November sind einige Sonderaktionen ausgelaufen, die besonders günstige langfristige Sollzinsbindungen anboten. Hatten diese zuvor die durchschnittliche Sollzinsbindung erhöht, so sinkt sie nun mit zehn Jahren und neun Monaten auf dem tiefsten Punkt seit der ersten Veröffentlichung des DTB im August 2010. Hier zeigt sich eindeutig, dass die Zinsstrukturkurve wieder steiler wird, dass also die Zinsdifferenz zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinsbindungen wieder deutlich zunimmt. Trotz alledem ist es nach wie vor sehr sinnvoll, eine lange Sollzinsbindung zu wählen. Nur so reduziert der Kreditnehmer sein Zinsänderungsrisiko zum Auslauf der Sollzinsbindung beziehungsweise schließt es mit so genannten Volltilgerdarlehen komplett aus.“

Seite 2: Wie haben sich die weiteren Baufinanzierungs-Parameter entwickelt?

Die durchschnittliche Darlehenshöhe ist im Dezember 2010 gegenüber dem Vormonatswert wieder angestiegen. „Das Plus von 3.000 Euro gegenüber dem November 2010 wiederspricht der Annahme, dass steigende Finanzierungskosten zwingend mit kleineren Wohnflächen einhergehen müssen. Wir beobachten einen Rückgang von kleineren Finanzierungen. Die steigenden Zinsen scheinen schon jetzt den ersten Haushalten mit kleinen und mittleren Einkommen, die Erfüllung des Traumes vom eigenen Heim zu verunmöglichen“, so Gawarecki.

Der Dr. Klein-Chef weiter: „Der erstmalige Zinsanstieg im September 2010 löste einen Ansturm auf Forward-Finanzierungen aus. Denn Kunden wollten sich die noch guten Konditionen für die Zukunft sichern. Nachdem stetigen Anstieg der Zinsen über die vergangenen vier Monate, lässt dieser Effekt wieder nach. Der Anteil der Forwardkunden ist deutlich gesunken. Wir meinen aber, dass Forwardinteressenten ihr Finanzierungsvorhaben nicht zu lange aufschieben sollten. Auf erneute Zinssenkungen zu spekulieren, ist unseres Erachtens gefährlich, denn wir gehen auch weiterhin von steigenden Zinsen aus. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat die Entwicklung am Zinsmarkt deutlich langsamer an die Endkunden weitergegeben als die Geschäftsbanken. Diesen Vorteil nutzen viele Kunden und der KfW-Anteil stieg. Obwohl der Anteil an Forwardfinanzierungen, die tendenziell einen unterdurchschnittlichen Beleihungsauslauf aufweisen, deutlich gefallen ist, fiel der durchschnittliche Beleihungsauslauf zum Vormonat leicht. Nach dem starken Zinsanstieg seit September 2010 ist mittlerweile davon auszugehen, dass einige Interessenten die über wenig Eigenkapital verfügen – also Finanzierungen mit einem hohen Beleihungsauslauf – ihre Kaufabsichten zurückstellen müssen.“ (te)

Foto: Dr. Klein

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