Vonovia: Höherer Gewinn dank sprudelnder Mieteinnahmen und Zukäufe

Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höhere Mieteinnahmen haben Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia auch 2019 zu mehr Gewinn verholfen. Das operative Ergebnis wuchs um acht Prozent auf 1,22 Milliarden Euro. Zudem profitierte der Konzern von seinem Wohnungsbestand, von Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen rund um die Gebäude.

„Vonovia“ hat seinen Sitz in Bochum

Das operative Ergebnis (FFO) wuchs 2019 im Jahresvergleich um acht Prozent auf 1,22 Milliarden Euro, wie die Gesellschaft am Donnerstag in Bochum mitteilte. Damit übertraf der Konzern leicht seine obere Zielvorgabe. Von dem Gewinnzuwachs sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende soll wie geplant um 13 Cent auf 1,57 Euro je Aktie steigen.

Die Kennziffern des Immobilienkonzerns seien insgesamt solide ausgefallen, schrieb Analyst Neil Green von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Einschätzung. Zudem signalisiere der positive Ausblick auf 2020, dass Immobilienanleger diese Aktie im Portfolio haben sollten. Der Kurs der Vonovia-Aktie gab zuletzt um 0,34 Prozent nach.

Im laufenden Jahr will Vonovia beim operativen Ergebnis noch einmal zulegen. Der Vorstand peilt weiter einen FFO von rund 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro an. Das wäre ein Plus von bis zu neun Prozent zum Vorjahr.

Die Mieteinnahmen stiegen 2019 bei einem weiter geringen Leerstand um fast 10 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro. Die Durchschnittsmiete erhöhte sich auf 6,93 Euro pro Quadratmeter – rund sechs Prozent mehr als 2018. In Deutschland stieg sie auch dank eines besseren Wohnbestands um 3,7 Prozent auf 6,79 Euro pro Quadratmeter.

Gleichzeitig steckte Vonovia mit fast zwei Milliarden Euro gut ein Viertel mehr in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung als im Vorjahr. 2019 stellte der Konzern insgesamt 2100 Wohneinheiten fertig, 1200 davon in Deutschland. In den kommenden Jahren will der Konzern seine Bautätigkeit ausbauen und erneut tausende Wohnungen bauen. Wie gut der Konzern dabei vorankomme, hänge wesentlich von den Genehmigungen ab, erklärte Vorstandschef Rolf Buch.

Seit Jahren laufen die Geschäfte für Vonovia dank steigender Mieten in den Großstädten gut. Dabei profitiert der Vermieter wie andere aus der Branche vor allem von modernisierten Wohnungen. Die Kosten legen die Konzerne nicht nur teilweise auf die Mieter um, sondern können die Mieten danach auch stärker erhöhen.

Mit Blick auf die Proteste von Mietern wegen teils kräftiger Mieterhöhungen hatte Buch Ende 2018 einen Strategiewechsel angekündigt. Künftig steckt Vonovia deutlich weniger Geld in die energetische Sanierung deutscher Wohnungen, etwa die Dämmung oder den Austausch alter Fenster. Stattdessen nimmt der Konzern mehr Geld für den Neubau und für die Modernisierung der Wohnungen in Schweden in die Hand.

Der Gegenwind für die großen Wohnimmobilien-Konzernen wird in Deutschland schärfer. Erst jüngst verlängerte der Bundestag angesichts der anhaltenden Wohnungsnot die Mietpreisbremse um fünf Jahre und verschärfte sie zudem. Künftig können Mieter zu viel gezahlte Miete auch für bis zu zweieinhalb Jahre rückwirkend zurückfordern.

In Berlin trat gerade ein Gesetz für einen Mietendeckel in Kraft. Damit werden die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt, die vor 2014 gebaut wurden, in den kommenden fünf Jahren eingefroren. Für Neuvermietungen gelten Obergrenzen. Die rot-rot-grüne Landesregierung will damit den zuletzt starken Anstieg der Mieten bremsen.

Vonovia kündigte deshalb an, 2020 keine Wohnungen in Berlin zu modernisieren. „Energetische Modernisierungen sind in Berlin de facto verboten“, sagte Buch. Er rechnet damit, dass Vonovia für ein Drittel der rund 40 000 Wohnungen in der Hauptstadt die Mieten senken muss. Das mache zehn Millionen Euro weniger an Mieteinnahmen pro Jahr aus, sagte er. Buch geht mit Blick auf die anstehenden Verfahren nicht davon aus, dass der Berliner Mietendeckel demnächst in weiteren deutschen Großstädten kommen wird.

CDU und FDP in Abgeordnetenhaus und Bundestag haben Verfassungsklagen auf Landes- und Bundesebene angekündigt. Sie sehen ebenso wie Wirtschaftsverbände einen zu schwerwiegenden Eingriff in das Privateigentum und gehen davon aus, dass für die Mietenpolitik der Bund zuständig ist und nicht die Länder.

Schon seit Jahren wächst Vonovia mithilfe von Übernahmen im In- und zuletzt auch im Ausland, etwa von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert. 2018 kamen Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu, zuletzt auch der Stockholmer Wohnimmobilienkonzern Hembla AB. Mittlerweile gehören Vonovia fast 400 000 Wohnungen.

Nun will der Wohnungskonzern den Projektentwickler Bien-Ries übernehmen. Ein Kaufvertrag sei geschlossen, teilte Vonovia mit. Die Übernahmen soll nach kartellrechtlicher Zustimmung Anfang April abgeschlossen sein. Der Projektentwickler mit Schwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet wird dann als Teil der Buwog das Geschäft in Deutschland ergänzen.

Derzeit laufen den Angaben zufolge bei der Bien-Ries AG elf Projekte mit insgesamt etwa 2500 geplanten Wohnungen. Davon sollen rund 900 Wohnungen als Mietwohnungen in den Vonovia-Bestand übergehen werden. Der Schwerpunkt der Projekte liegt in der Rhein-Main-Region. Dort hat Vonovia rund 27 500 Wohnungen. (dpa-AFX)

Foto: Marcel Kusch, dpa

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