Marktreport: Der Weg ist noch weit – aber eingeschlagen

Die heimische Immobilie erfreute sich dagegen bei Anlegern der größten Beliebtheit unter allen Assets der geschlossenen Fonds und die Initiatoren wussten diese Nachfrage zu bedienen. Mit einem Eigenkapitalvolumen von über 1,6 Milliarden Euro – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 46 Prozent – ging sie als platzierungsstärkste Fondsbranche aus dem Jahr 2010 hervor. Auch das Investitionsvolumen erhöhte sich im Vergleich zu 2009 spürbar um knapp 40 Prozent auf mehr als drei Milliarden Euro. Dafür ist nicht zuletzt die gestiegene Anzahl der Beteiligungsangebote verantwortlich: Hochpreisige Büroobjekte mit bonitätsstarken Mietern feierten ein Comeback, Einzelhandelsimmobilien wurden vermehrt in geschlossene Fonds eingebracht und die gute alte Wohnimmobilie wurde von der Initiatorenschaft wiederentdeckt.

Auf das Core-Segment setzte die Deutsche Fonds Holding (DFH) und erreichte mit einem geplanten Investitionsvolumen von knapp 278 Millionen Euro die Spitzenposition unter den Anbietern deutscher Immobilien. Besonders lohnend war der Einstieg in das Marktsegment für den Initiator Hesse Newman Capital: Seit dem Vertriebsstart des Erstlingswerks im Januar 2010, das ein an Siemens vermietetes Green Building in Düsseldorf finanziert, folgten vier weitere Beteiligungsangebote mit Objekten an deutschen Standorten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 105 Millionen Euro. Wettbewerber MPC Capital emittierte und platzierte ab der zweiten Jahreshälfte ebenfalls wie am Fließband. Nicht verwunderlich also, dass 57 Prozent der von Cash. befragten Emissionshäuser davon ausgehen, dass sich der Trend in 2011 fortsetzt.

Als zweiterfolgreichstes Marktsegment sind die Fonds aus dem Jahr 2010 hervorgegangen, die in Anlagen für erneuerbare Energien investieren. Deren Initiatoren konnten mit rund 832 Millionen Euro gut 52 Prozent mehr Anlegergelder einsammeln als im Jahr 2009. Mit einem Zuwachs in diesem Ausmaß haben wohl die wenigsten Branchenbeobachter gerechnet, zumal die Offerten vor der Krise teilweise noch als „Ökofonds“ belächelt und abgetan wurden. Im vergangenen Jahr haben allerdings auch etablierte und vertriebsstarke Emissionshäuser wie Nordcapital, Wealth Cap oder Commerz Real ihren Anlegern sehr großvolumige Solarbeteiligungsangebote gemacht. In der Cash.-Umfrage zum Marktreport 2009 rechneten bereits rund 84,9 Prozent der Emissionshäuser mit steigenden Platzierungsergebnissen im Jahr 2010. Nicht ein einziger Initiator ging von einem Rückgang aus.

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Angesichts der (vorgezogenen) Absenkungen der Einspeisevergütungssätze für Solarstrom in Deutschland ist jedoch damit zu rechnen, dass die Zahl der Angebote, die in heimische Anlagen investieren, zurückgehen wird. Einige Initiatoren, darunter Voigt und Collegen sowie MPC Capital, haben bereits angekündigt, sich nach alternativen Standorten außerhalb der etablierten Märkte, zu denen auch Spanien und Italien zählen, für ihre Investitionsobjekte umsehen zu wollen. Auch aus den Ergebnissen der diesjährigen Befragung der Produktanbieter lässt sich ablesen, dass sich der Hype um Fonds, die in erneuerbare Energien investieren, in 2011 abkühlen könnte. Nur noch 43 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit einem steigenden Anlegerzuspruch, knapp 38 Prozent glauben, dass das Platzierungsvolumen gleich bleiben wird, 19 Prozent prognostizieren einen Rückgang. In der Cash.-Umfrage rechneten noch 85 Prozent mit einem Anstieg, der verbleibende Teil mit einer stabilen Weiterentwicklung, einen Rückgang der Investitionsbereitschaft der Anleger erwog keines der befragten Emissionshäuser.

Zu den Gewinnern des Jahres 2010 zählen auch die Flugzeugfonds, deren Platzierungsvolumen binnen Jahresfrist um 42 Prozent auf 607 Millionen Euro stieg. Damit zeigten sich Anleger, Initiatoren und Vertriebe von dem Gegenwind weitestgehend unbeeindruckt, der im vergangenen Jahr kräftig pustete: Rollce-Roys-Triebwerke im begehrtesten Fondsobjekt, dem Superflieger A 380, fielen aus, Bombenanschläge beeinträchtigten den Luftfrachtverkehr, fondsfinanzierte Mittelstreckenflieger mussten nach der überraschenden Insolvenz der Fluggesellschaft Hamburg International vorübergehend am Boden bleiben und eine Aschewolke legte den Luftraum über Europa lahm.

Der Initiator und Assetmanager Doric konnte erstmals seinen Wettbewerber Dr. Peters übertrumpfen: Für seine Flugzeugfonds mit einem geplanten Investitionsvolumen von gut 414 Millionen Euro konnte Doric 168 Millionen Euro bei den Anlegern einsammeln. Darin sind nach Angaben des VGF nicht die beiden A 380-Projekte enthalten, die in Kooperation mit der Hansa Treuhand konzipiert wurden und mittlerweile ausplatziert sind. Für die beiden Flugzeugfonds, die jeweils in einen Großraumflieger investieren, konnten die Hanseaten rund 57,6 Millionen Euro platzieren und die Produktlinie damit endgültig etablieren. Ein Nachfolgeprojekt stehe bereits in den Startlöchern, wie Hansa Treuhand mitteilt. Das Emissionshaus Dr. Peters hatte ebenfalls mehrere A 380-Fonds im Angebot, an denen sich die Anleger mit mehr als 106 Millionen Euro beteiligten.

Seite 5: Die Zukunft der Wagniskapitalofferten, Zweitmarktfonds und Blind-Pool-Konzepte

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