Neues BaFin-Merkblatt: Thema verfehlt

Ein Fortschritt immerhin wäre, wenn das Merkblatt so interpretiert wird, dass auch für die „Zukunftsbetrachtung“ eine jährliche Darstellung erforderlich ist, also der prognostizierte Ausschüttungsverlauf statt einer einzigen Gesamtzahl.

Ob diese Darstellung allerdings verständlicher ist, wenn auch für die Prognose die Vorgabe des Merkblatts übernommen wird, dass sie sich nicht mehr auf das Nominalkapital bezieht, sondern nach einer wie auch immer modifizierten internen Zinsfußmethode auf das durchschnittlich gebundene Kapital, darf bezweifelt werden.

Außerdem bleibt in dem Merkblatt offen, inwieweit Ausschüttungen bei einer „Zukunftsbetrachtung“ überhaupt weiterhin in die „Wertentwicklung“ einbezogen werden können, und es fehlt jegliche Vorgabe, inwieweit in die wAI ein Hinweis auf die wesentlichen Prognoseannahmen oder gar ein Quellenverweis auf die Basisberechnung aufgenommen werden muss.

Kein Textbaustein für „Zukunftsbetrachtung“

Allerdings: Der in dem Bafin-Merkblatt wörtlich vorgeschriebene Erläuterungstext bezieht sich nur auf die „Wertentwicklung in der Vergangenheit“. Einen Textbaustein für den Fall, dass eine „Zukunftsbetrachtung“ vorgenommen wird, enthält es nicht.

Insofern bleibt der AIF-Branche eine Hoffnung: Dass die Ankündigung auf der BaFin-Website, es gehe in dem Merkblatt auch um die Darstellung der „künftigen Wertentwicklung“ in den wAI, nicht korrekt ist und hierfür noch ein weiteres Merkblatt folgt. Anders ist der – für die BaFin untypische – dürftige Inhalt des aktuellen Merkblatts eigentlich auch kaum zu erklären.

Offen bleibt jedoch auch in diesem Fall die Frage, warum die BaFin sich überhaupt mit der Vergangenheitsdarstellung bei geschlossenen Publikums-AIFs befasst. Schließlich geht deren praktische Relevanz gegen Null. Weitaus wichtiger wäre eine praktikable BaFin-Ansage für die wAI-Performance-Szenarien, deren Aussagekraft heutzutage nicht selten dürftig bis zweifelhaft ist. Daran fehlt es weiterhin.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Florian Sonntag

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