Stuttgarter-Chef: „Schwaben geizen nicht mit Service“

Cash.: War der Wechsel aus der Generali-Welt in den Chefsessel eines mittelständischen Versicherers ein Kulturschock für Sie?

Karsten: Zunächst einmal möchte ich die gut zwanzig Jahre im deutschen Generali-Konzern nicht missen. Die haben mir sehr viel gegeben, und ich hoffe, auch ich konnte einiges geben. Ein Höhepunkt war natürlich der in der Nachbetrachtung beispielhaft reibungslose Fusionsprozess zwischen Volksfürsorge und Generali. Im Anschluss daran kam für mich der Punkt, an dem ich mich gefragt habe, was mich jetzt noch reizen kann. Zu diesem Zeitpunkt gab es das Angebot zur Übernahme der Gesamtverantwortung bei der Stuttgarter. Für mich persönlich war das eine konsequente Weiterentwicklung. Rückblickend kann ich nur sagen, dass die Entscheidung, Ja zu sagen goldrichtig war. Bei einem soliden Mittelständler haben Sie ganz einfach andere Handlungsoptionen, als wenn Sie Teil eines großen internationalen Konzerns sind. Natürlich gehören auch ein höheres Risiko und eine höhere Verantwortung dazu. Auf der anderen Seite sind Sie freier in Ihren Entscheidungen, die auch deutlich schneller umgesetzt werden, da Sie viel geringere Abstimmprozesse haben. Bemerkenswert war aus meiner Sicht zudem die erste Vorstandsklausurtagung im August, also nur drei Monate nach meinem Dienstantritt. Innerhalb von nur zwei Tagen konnten wir uns auf eine gemeinsame Strategie verständigen, und haben anschließend sofort begonnen, diese umzusetzen. Wir glauben, dass die positive Entwicklung 2010 ein Stück weit auch auf diese Impulse zurückzuführen ist.

Cash.: Wie sieht diese Strategie aus? Und welche Zielvorgaben sollen erfüllt werden?

Karsten: Es gibt zwei zentrale Stoßrichtungen: Zum einen sind wir der festen Überzeugung, dass unser Marktanteil gemessen an der Qualität unserer Produkte und unseres Hauses noch nicht ausgeschöpft ist. Daher fragen wir ganz gezielt danach, wie viel wir in die Betreuung unserer Vertriebspartner vor Ort investieren, wie hoch die Qualität unserer Maklerbetreuer und unseres Services in der Nachsorge des Geschäftes ist. Dort wollen wir deutlich mehr machen und besser werden. Ein zweites Thema ist, dass die Stuttgarter sicherlich als solides Unternehmen am Markt bekannt ist, aber ein teils etwas angestaubtes Image hat. Wir sind eben schon hundert Jahre dabei und als ein altes schwäbisches Haus vielleicht etwas konservativ. Das, was wir erreichen wollen, ist, dass wir diesen bekennenden Konservativismus, den wir pflegen und den wir auch nach wie vor für richtig halten, mit einer modernen Service- und Kundenorientierung hinterlegen. Denn Schwaben sollten in Sachen Service sicher nicht geizen. Wir arbeiten daran, uns hier sukzessive intern und in der Vernetzung zu unseren Marktpartnern zu verbessern.

Cash.: Was tun Sie diesbezüglich konkret?

Karsten: Wir werden die Zahl unserer Bezirksdirektoren erhöhen, sodass jeder nur so viele Vertriebspartner betreut, wie er tatsächlich auch sinnvoll händeln kann. In den Filialdirektionen – praktisch im Back-up des Bezirksdirektors – haben wir zudem einen persönlichen Ansprechpartner, der im Regelfall unseren Vertriebspartnern namentlich bekannt ist. Dieses Modell der vertrieblichen Nachsorge und der Betreuung werden wir beibehalten und intensivieren. Geplant ist darüber hinaus, die Filialdirektionen von den dort noch vorhandenen Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Schon heute wird uns häufig eine sehr gute und schnelle Prozessabwicklung bescheinigt, insbesondere was das Neugeschäft und die daran folgende Provisionszahlung angeht. Wir haben allerdings noch ein paar Hausaufgaben in der Verarbeitungsgeschwindigkeit der in der Folge anfallenden vertraglichen Veränderungen zu machen. Ziel ist, dort schnellstmöglich auf das Leistungsniveau aus dem Neugeschäft zu kommen. Das Ganze runden wir dadurch ab, dass wir uns mit weiteren Qualitätsthemen wie Freundlichkeit oder Verständlichkeit auseinandersetzen und uns künftig von unseren Kunden bewerten lassen.

Seite 5: Wie es um das Image der Versicherungsvermittler bestellt ist

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