„Bürgerversicherung schafft keine sorgenfreie Welt“

Cash.: Bei aller Unsicherheit über die Zukunft des Gesundheitssystems: Wie schätzen Sie die künftige Marktbedeutung der Krankenzusatzversicherung in Deutschland ein?

Moll: Die Nachfrage nach Krankenzusatzversicherungen ist nach wie vor groß und der Bedarf an privatem Krankenzusatzversicherungsschutz wird weiter steigen. Meines Erachtens sollte die Rolle der privaten Vorsorge in diesem Bereich wesentlich bedeutungsvoller sein und diese Meinung vertrete ich nicht nur aus der Perspektive des Unternehmers, sondern auch aus der Sicht eines mündigen Bürgers. Die Leistungen, die uns als Patient zur Verfügung stehen, sind enorm. Wir profitieren vom medizinisch-technischen Fortschritt, werden älter und das Wohlbefinden steigt. In der öffentlichen Debatte wird viel über die Eindämmung der Kosten oder Zusatzbeiträge debattiert. Es sollte allerdings auch darüber gesprochen werden, was die Bürger eigenverantwortlich tun können, um die Gesundheitsausgaben zu senken beziehungsweise ein Verständnis für den Nutzen des Gesundheitssystems und des Fortschritts zu bekommen.

Cash.: Wie kann dieses Verständnis gefördert werden?

Moll: In der Schweiz haben wir beispielsweise eine obligatorische Basisversicherung. Alle Versicherten zahlen hier einkommensunabhängig eine bestimmte Prämie, die sich in den drei Altersgruppen Kinder, Jugendliche und Erwachsene von Versicherungsgesellschaft zu Versicherungsgesellschaft und innerhalb der Gesellschaften nach Regionen unterscheidet – je nach Gesundheitsausgaben in der jeweiligen Region. In dieser Versicherung sind Grundleistungen inkludiert, nicht aber Leistungen, wie zum Beispiel die freie Krankenhauswahl, Zahnbehandlungen oder -ersatz. Über Franchisen und Selbstbehalte beteiligt sich der Patient an den Gesundheitsausgaben, die er verursacht. 90 Prozent der Bürger haben in der Schweiz eine Zusatzversicherung. An diesem Beispiel sieht man, wie hoch die Bedeutung von Zusatzversicherungen prinzipiell sein kann. In Deutschland ist die Zahl der gesetzlich Versicherten mit Zusatzversicherung noch deutlich geringer. Trotzdem steigt der Abschluss von Zusatzversicherungen jährlich. Derzeit bestehen rund 22 Millionen Zusatzversicherungsverträge und die Tendenz ist steigend.

Interview: Lorenz Klein

Foto: CSS

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments