„Die Chancen sind ausgezeichnet“

Cash.: Neben der Lebensversicherung ist zuletzt auch die private Krankenversicherung in die Kritik geraten: Viele Anbieter überraschten ihre Kunden mit zweistelligen Beitragserhöhungen zu Jahresbeginn. Ist dies angesichts stetig wachsender Gesundheitskosten das Ende der billigen Einsteigertarife und der Beginn eines Qualitäts- und Leistungswettbewerbs in der PKV?

Schulte: Zunächst sollte man ganz genau zwischen sogenannten Billigtarifen und Einsteigerprodukten unterscheiden. Denn während bei Ersteren die Skepsis der Signal Iduna nun vom Markt bestätigt wird, sind echte Einsteigerprodukte vor dem Hintergrund einer der jeweiligen Lebensphase entsprechenden Absicherung durchaus sinnvoll. Richtig ist aber, dass sich der medizinisch-technische Fortschritt in einer allgemeinen Erhöhung der Prämien niederschlagen wird. Um den Kunden dennoch attraktive Angebote unterbreiten zu können, wird daher das Leistungsmanagement an Bedeutung gewinnen, das über Assistance-Angebote nicht nur den Service erhöht, sondern etwa durch die Vermeidung medizinisch nicht sinnvoller oder schlichtweg doppelter Untersuchungen auch die Kosten im Griff behält.

Cash.: Wenn Sie einen Vergleich anstellen würden: Hat das PKV-Vollversicherungsgeschäft vom Wegfall des Dreijahresmoratoriums profitiert oder eher unter Imageproblemen aufgrund von Provisionsexzessen und Billigtarifen gelitten?

Schulte: Wie aktuelle Studien zeigen, ist die private Krankenvollversicherung nach wie vor sehr beliebt und begehrt. Somit war der Wegfall des Dreijahresmoratoriums uneingeschränkt richtig. Insgesamt hat sich die Dualität zwischen PKV und GKV eindeutig bewährt und der Wettbewerb um die Gunst der Kunden eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme der Welt hervorgebracht. Dass man davon unabhängig bei Fehlentwicklungen gegensteuern muss, versteht sich von selbst. Im Falle der Provisionen hat die Politik die Initiative der privaten Krankenversicherer in ein entsprechendes Gesetz überführt, weil eine brancheninterne Vereinbarung nicht mit dem Kartellrecht zu vereinbaren gewesen wäre. Zu den sogenannten Billigtarifen verweise ich auf das eindeutige Urteil der Märkte.

Cash.: Stichwort Fehlentwicklungen: Es gibt Vorwürfe an die Branche, dass Kunden, die nach Prämienerhöhungen in einen günstigeren vergleichbaren Tarif ihres privaten Krankenversicherers wechseln möchten, von ihrem Versicherer Steine in den Weg gelegt bekommen. Müssen die Versicherer auch im Kundenservice gegensteuern?

Schulte: Hierbei handelt es sich nicht um eine auslegbare Frage des Kundenservices, sondern um klare gesetzliche Vorgaben, die alle Versicherungsunternehmen einhalten müssen und dieses auch tun.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Signal Iduna

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