Ein Rettungspaket bleibt aus

So ist beispielsweise kaum jeder zweite Gerüstbauer in der Lage, seinen Beruf bis zum Rentenalter durchzustehen. Der Umstand, der „falschen“ Berufsgruppe anzugehören, kann entweder zur Ablehung führen – oder was faktisch auf das gleich herauskommt – zu einem deutlichen Prämienaufschlag.

Um ihre Kunden nicht im Regen stehen zu lassen, haben Vermittler längst nicht mehr nur die herkömmlichen Produkte im Blick, wenn es um die Versicherung der Arbeitskraft geht. „Mit rund 60 Prozent geht ein Großteil der Makler davon aus“, weiß Expertin Sütterle, „dass die Bedeutung von Produktalternativen zur BU, wie eine Grundsicherung beziehungsweise Erwerbsunfähigkeitsabsicherung, zunehmen wird.“ Diese Wahrnehmung lasse sich auf die stark differenzierte Risikoselektion in der BU zurückführen, so die Analystin, die dazu führe, dass für einzelne Berufsgruppen der Versicherungsschutz „nahezu unerschwinglich“ sei.

Michael Franke sieht „Sättigungserscheinungen“ in der BU

Aus Sicht von Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg, sind in der BU-Absicherung mittlerweile „Sättigungserscheinungen“ zu erkennen. Das verwundere auch nicht, so Franke, denn die Branche bearbeite diesen Markt seit 20 Jahren intensiv. „Erweitern wir den Fokus aber auf andere Produkte zur Arbeitskraftsicherung, so tut sich ein großes Potenzial auf, denn noch immer sind rund 75 Prozent der Erwerbstätigen nicht gegen die wirtschaftlichen Folgen bei Verlust der Arbeitskraft versichert“, erklärt der BU-Experte.

Franke selbst schätzt die Arbeitskraftsicherung als einen der „Top-Wachstumsmärkte“ der Versicherungsbranche ein. Es sei nur eine Frage der Lernbereitschaft, und die brächten viele Marktteilnehmer inzwischen mit. Eine stärkere Lernbereitschaft wünscht sich auch die Versicherungswirtschaft, wenn es um die Risikosensibilität innerhalb der beruftstätigen Bevölkerung geht.

GDV: Arbeitnehmer unterschätzen Risiko, berufsunfähig zu werden

So erklärte jüngst der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Basis einer Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung, dass gut jeder vierte Arbeitnehmer im Laufe seines Berufslebens seine Erwerbstätigkeit „einschränken oder sogar ganz aufgeben“ müsse. Trotzdem werde das Risiko berufsunfähig zu werden, noch immer unterschätzt, meint der GDV. Laut aktueller Verbandszahlen kommen auf die 42,65 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland lediglich gut 17 Millionen Versicherungsverträge, die Berufsunfähigkeit „voll oder teilweise absichern“. (lk)

Foto: Guido Schiefer

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