China: Credimundi sieht steigende Risiken trotz Reformen

China weist die weltweit größten Währungsreserven, eine positive Zahlungsbilanz und einen permanenten Leistungsbilanzüberschuss auf. Doch in Folge der Antikorruptionskampagne verlor die chinesische Wirtschaft, die über Jahrzehnte zweistellige Wachstumsraten vorweisen konnte, deutlich an Schwung. Zwischen 2012 und 2014 sank die Konjunktur auf durchschnittlich 7,6 Prozent und befindet sich derzeit auf einem 25-Jahres-Tief.

Stärkerer Wachstumsrückgang möglich

„Tatsächlich könnte das Wachstum in den kommenden Jahren sogar noch stärker zurückgehen. Gleichzeitig steigen die Verbindlichkeiten: seit 2008 ist der Gesamtverschuldungsgrad der Volksrepublik von 150 Prozent des BIP auf 250 Prozent rapide angewachsen“, so Witte. Um hier entgegenzuwirken, muss insbesondere die kommunale Verschuldung in den Griff bekommen werden, denn diese liegt – gemessen am BIP – mehr als doppelt so hoch wie die der Zentralregierung. Darüber hinaus steigen die wirtschaftlichen Risiken. Die Abwertung des Renminbi im August, die als Unterstützung der chinesischen Ausfuhren dienen sollte, beschleunigte die Kapitalflucht von internationalen Banken und chinesischen Konzernen.

Abkühlung am Immobilienmarkt beunruhigt

Tatsächlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kapitalabflüsse an ausländischen Direktinvestitionen die Zuflüsse überwiegen. Branchenspezifisch beunruhigt vor allem die Abkühlung am chinesischen Immobilienmarkt, der 15 Prozent des BIP ausmacht und darüber hinaus mit anderen Sektoren verflochten ist. Denn aufgrund der hohen Verschuldung und der stark alternden Bevölkerung – bedingt durch die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik der Regierung – sinkt die Nachfrage auf diesem Markt spürbar. Schon heute sind Millionen Wohneinheiten unverkauft.

Mehr Kredite durch ausuferndes Schattenbanksystem

Und auch das ausufernde Schattenbanksystem, das ganze 35 Prozent des chinesischen BIP ausmacht und im Jahr 2014 für ein Fünftel aller Kreditvergaben verantwortlich war, stellt ein Risiko für die chinesische Wirtschaft dar. Staatliche Eingriffe zur Abwehr einer Krise sind daher zu erwarten. „Ein systematisches Rettungsprogramm für Staatsunternehmen ist jedoch zu teuer und deshalb dauerhaft nicht tragbar“, so Witte. Angesichts der steigenden Ausfallrisiken von Firmen in Sektoren mit Überkapazitäten – wie etwa der Stahl- oder Schiffbaubranche – ist eine der Optionen, auf die Peking zurückgreift, die Konsolidierung von Staatsunternehmen. Und zur Stabilisierung des Finanzmarktes ist zudem die Liberalisierung der Bankeinlagenzinsen geplant, die als Ursache exzessiver Aktieninvestitionen gelten. (fm)

Foto: Shutterstock

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